In
der Antifaschistischen Initiative Heidelberg arbeiten Menschen aus verschiedenen
Strömungen der radikalen Linken politisch und kulturell zusammen:
AnarchistInnen, KommunistInnen, SozialistInnen, Autonome, Feministinnen
und solche, die sich überhaupt kein Label anheften lassen wollen.
Trotzdem verbinden uns grundlegende politische und ethische Anschauungen.
Das Eintreten für eine auf Solidarität und Gleichberechtigung basierende Gesellschaft und die Bekämpfung der Herrschaft des Menschen über den Menschen in seinen verschiedensten Ausprägungen eint uns.
Die Ablehnung der politischen Unterdrückung
und sozialen Benachteiligung aufgrund rassistischer, biologistischer oder
kultureller Einteilungen, der Ausbeutung und Unterprivilegierung von Frauen
sowohl im wirtschaftlichen als auch im öffentlichen/privaten Bereich,
der kapitalistischen Ausbeutung aller Lohnabhängigen, insbesondere
der Menschen in der so genannten "Dritten Welt", der fortgesetzten Zurichtung
der Menschheit auf patriarchale Verhaltensmuster, der Ungleichbehandlung
von Schwulen, Lesben, so genannten "Behinderten" und anderen gesellschaftlich
Marginalisierten und vor allem das Vorhaben, diese Zustände zu ändern
- und zwar ab jetzt - verbindet uns mehr, als unsere Differenzen uns trennen.
Deshalb haben wir uns im April 1999 als politische
Gruppe organisiert. Da wir unsere eigenen Interessen nicht an andere delegieren
wollen und davon überzeugt sind, dass sich auf parlamentarischem Weg
an den herrschenden Unterdrückungsverhältnissen nichts Grundlegendes
ändern lässt, arbeiten wir parteiunabhängig und basisdemokratisch
in der außerparlamentarischen Opposition.
antifaschistisch
Antifaschistisch zu kämpfen, heißt für
uns, in den verschiedensten Bereichen mit den unterschiedlichsten Mitteln
zu arbeiten.
Im Deutschland der 90er Jahre sind gewalttätige
rassistische Angriffe zur Normalität geworden. In vielen Gegenden
der BRD können sich "Nicht-Deutsche" nicht mehr ohne Angst auf die
Straße wagen. Mehr als 120 Tote haben rassistische Hetzjagden, Brandanschläge
und ähnliche Übergriffe seit 1990 gefordert. Insofern ist es
für uns eine Selbstverständlichkeit und eines unserer Hauptanliegen,
die antifaschistische Selbsthilfe zu propagieren und zu organisieren. Der
offensive Kampf gegen rassistische StraßenschlägerInnen und
deren politische DrahtzieherInnen in faschistischen Parteien (wie NPD oder
DVU) und die bedingungslose Solidarität mit ihren Opfern ist für
uns keine Frage der politischen Wichtigkeit, sondern eine Notwendigkeit.
Militanz, die sich durch angemessene Zielgerichtetheit,
permanente Selbstreflexion, konsequente Abwägung und hohes Verantwortungsbewusstsein
der Agierenden auszeichnet, betrachten wir dabei als ein legitimes Mittel
im Kampf um Befreiung.
Gleichzeitig sehen wir uns heute mit einem immer
drastischer werdenden Rechtsruck in Staat, Parteien und großen Teilen
der Gesellschaft konfrontiert. Rassistische, nationalistische, antisemitische
und autoritäre Einstellungen verbreiten sich immer weiter bzw. werden
wieder unverblümter geäußert. Mit dem vermeintlich vollzogenen
Bruch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit wird der Aufstieg der
BRD zur politischen und militärischen Hegemonialmacht innerhalb des
imperialistischen Herrschaftskomplexes Europäische Union (EU) legitimiert.
Gleichzeitig wird der Staat im Innern immer weiter aufgerüstet.
Folglich muss es unser Anliegen sein, rassistische, nationalistische, antisemitische und autoritäre Strukturen und Einstellungen zu entlarven und in möglichst vielen gesellschaftlichen Bereichen zu bekämpfen und zu überwinden.
Geschichte
Der autonome Antifaschismus der 1980er und 90er Jahre,
der als Reaktion auf den zunehmenden rassistischen Terror entstanden ist,
ist, bei allen Fehlern und Unzulänglichkeiten, unser direkter historischer
Bezugspunkt und unsere politische Herkunft.
Vor allem der Wille, faschistischen Parteien und
Banden nicht nur verbal, sondern auch auf der Straße, sei es mit
Demonstrationen, Blockaden oder direkten Angriffen entgegenzutreten und
somit die Parole "Kein Fußbreit den Faschisten" in die Tat umzusetzen,
unterscheidet den autonomen Antifaschismus vom bürgerlichen.
Als Teil der autonomen Bewegung war es allerdings auch immer ein Anliegen des autonomen Antifaschismus, strukturelle Unterdrückungsverhältnisse bereits im Hier und Jetzt zu überwinden und diesen Transformationsansatz in gesellschaftliche Praxis umzusetzen. Aus dieser Bewegung hervorgegangen, versuchen wir, diese positiven Elemente zu übernehmen, dabei aber auch aus offensichtlich gewordenen Fehlern zu lernen:
Mangelnde Bündnisfähigkeit, fehlende Organisierung, Hierarchisierung durch mangelnde Transparenz autonomer Strukturen sowie übermäßige Selbstbezogenheit sind dabei an erster Stelle zu nennen.
Zugleich sind wir Teil der Neuen Linken, die seit
Ende der 60er Jahre mit vielen Dogmen und Fehlentwicklungen der ArbeiterInnenbewegung
gebrochen und die Kontinuität zwischen nationalsozialistischem Staat
und BRD auf ihre Tagesordnung gesetzt hat. Antiautoritarismus, außerparlamentarische
Opposition, Feminismus und radikale Systemkritiken sind die wichtigsten
Impulse der Neuen Linken, die sich in unseren Positionen widerspiegeln.
Angesichts der immer forcierter betriebenen Abwicklung
der besonderen deutschen Vergangenheit, der Gleichsetzung des nationalsozialistischen
Terrorsystems mit der Staatsform der sich selbst als "sozialistisch" definierenden
Regime und der sich daraus ergebenden Verharmlosung und "Normalisierung"
deutscher nationalsozialistischer Vergangenheit und restaurierter Nachkriegsgegenwart,
betrachten wir es auch als unsere Aufgabe, die Erinnerung an die Verbrechen
des singulären deutschen Faschismus wach zu halten, um insbesondere
Jugendlichen zu verdeutlichen, wozu Antisemitismus, Rassismen, imperialistisches
Großmachtstreben und Autoritätshörigkeit führen.
Gleichzeitig wollen wir die Erinnerung an diejenigen wach halten, die in Deutschland und in den von ihm besetzten Ländern im Kampf gegen den Faschismus ihr Leben aufs Spiel setzten; unabhängig von ihrer politischen Anschauung oder Organisationszugehörigkeit.
organisiert
Der Schwerpunkt unserer politischen Arbeit liegt in Heidelberg, der Rhein-Neckar-Region und in Südwestdeutschland.
Wir streben eine möglichst intensive Zusammenarbeit mit anderen linken und antifaschistischen Gruppen und Organisationen in der Rhein-Neckar-Region an. Unser Anspruch ist, AntifaschistInnen in "strukturschwachen" Gebieten zu unterstützen.
Darüber hinaus betrachten wir aktive antifaschistische Jugendarbeit als unbedingt notwendig.
Um auch in Baden-Württemberg politische Relevanz zu erlangen und effektive antifaschistische Arbeit leisten zu können, deren Bedeutung über die hiesige Region hinausgeht, beteiligt sich die Antifaschistische Initiative Heidelberg, die an das legal angelegte Konzept der Autonomen Antifa Heidelberg seit Beginn der 90er Jahre anknüpft, am Antifaschistischen Aktionsbündnis Baden-Württemberg, in dem fast 20 Gruppen aus dem antifaschistischen Bereich organisiert sind.
Zudem halten wir den Austausch und die Zusammenarbeit mit antifaschistischen Gruppen im gesamten südwestdeutschen Raum immens wichtig für das Vorwärtskommen einer linksradikalen, antifaschistischen Bewegung.
Arbeitsfelder
Um linksradikale Forderungen als aktuelle Alternativen zum existierenden Herrschaftssystem wieder zu einem wahrnehmbaren Faktor werden lassen zu können, ist ein wichtiges Mittel unserer Politik die Öffentlichkeitsarbeit. Denn welcheR die gesellschaftlichen Unterdrückungsverhältnisse verändern will, die/der muss in den dabei herrschenden Diskursen präsent sein: jederzeit intervenierend und permanent konfrontierend!
Effektive Medienarbeit ist dabei notwendiges Mittel, um linksradikale, antifaschistische Positionen in die gesellschaftliche Diskussion zu transportieren. Aus diesem Grund scheuen wir den Kontakt mit den Medien nicht, wie dies in den 1980er Jahren bis in die frühen 1990er Jahren in der autonomen Bewegung oftmals die Regel war.
Daneben stufen wir kontinuierliche Bündnisarbeit als relativ erfolgreiches Politikfeld ein, auf dem sich linksradikale, antifaschistische Positionen in breite(re) gesellschaftliche Kreise tragen lassen und progressive Kräfte anlassbezogen und konkret gebündelt werden können.
Dabei erweisen sich nicht nur strömungsübergreifende Treffen mit anderen Gruppierungen oder Organisationen als zweckmäßig, sondern auch selbst organisierte politische, historische, kulturelle Informations- und Diskussionsveranstaltungen, die ein größeres Spektrum an interessierten Menschen ansprechen.
Perspektivisch geht es uns bei all diesen Bemühungen um die Überwindung der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Isolation der radikalen Linken und eine möglichst umfassende Eindämmung (neo-)faschistischer und reaktionärer Aktivitäten.
Gemeinsam den linksradikalen, antifaschistischen Widerstand organisieren!