Rede der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD)
auf der Demonstration „Ladenschluss ... Kein Shopping für Nazis!“
am 17.01.2009 in Ludwigshafen

Wenn wir heute hier in Ludwigshafen gegen Nazis und ihre Strukturen demonstrieren, so richten wir uns im Besonderen gegen die Umtriebe von Malte Redeker aus der Seydlitzstraße.

Seit nunmehr fünf Jahren kann der umtriebige Nazi Redeker in Ludwigshafen seinen dreckigen Geschäften nachgehen und rechtes Propagandamaterial in Form von Rechtsrock-CDs, T-Shirts und Zeitschriften über seinen Internetversand „Gjallarhorn Klangschmiede“ an die braune Kundschaft bringen.
Daneben ist der Ludwigshafener maßgeblich an der Organisierung von Konzerten rechter Bands beteiligt. Als Aktivist der weltweit operierenden rassistischen „Hammerskins“ ist Redeker eine der führenden Personen im deutschen, wenn nicht sogar europäischen Geschäft mit Nazi-Musik.
Die Konzerte dienen Gruppierungen wie den Kameradschaften aus dem „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ oder der NPD als Rekrutierungsfeld. Hier werden vor allem Jugendliche über die Musik angesprochen, politisiert und an die rechte Szene herangeführt.
Mit der Eröffnung des Ladens „Streetwear Company“ im vergangenen Jahr versuchte das NPD-Mitglied Redeker einen neuen Treffpunkt für die rechte Szene in Ludwigshafen zu etablieren. Das ist ihm aufgrund des öffentlichen Drucks – erzeugt durch das Bündnis Ladenschluss - nicht gelungen. Der Laden wurde vom Vermieter mittlerweile gekündigt.
Sein Geschäft lässt sich der überzeugte Nazi jedoch weder von seinem Vermieter noch von den Behörden verderben. Hausdurchsuchungen, Prozesse und Indizierungen – wie jüngst die von ihm produzierte „Hammerskin“-CD „Support the Nation“ – lassen Redeker scheinbar unbeeindruckt.
Kein Wunder: Sind doch gerade der Staat und seine Organe – hier besonders die Stadt Ludwigshafen, das rheinland-pfälzische Innenministerium mit seinem so genannten Verfassungsschutz und der Polizei – ständig bemüht, die rechte Szene in der Region und in Ludwigshafen zu verharmlosen.
Dabei sind gerade in Ludwigshafen Schlägereien zwischen Nazis und MigrantInnen oder vermeintlichen Linken an der Tagesordnung. Es finden regelmäßig rechte Musikveranstaltungen und Partys statt. Das Stadtbild ist geprägt von Nazipropaganda in Form von Sprühereien und Aufklebern.
136 Straftaten aus dem rechten Spektrum registrierte die Polizei für 2007 allein im Bereich Ludwigshafen; 2006 waren es 90. Und das sind nur die Delikte, die zur Anzeige kommen; die Dunkelziffer dürfte - legt man die aktuellen Zustände zugrunde - um einiges höher liegen.
Den Behörden sollte doch eigentlich bekannt sein, dass gerade der Rhein-Neckar-Raum, also das Dreiländer-Eck Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg mit seiner räumlichen Nähe zu den Bundesländern Bayern und Saarland sowie dem benachbarten Frankreich seit vielen Jahren eine lukrative Region gerade für den Rechtsrock-Bereich darstellt. Konspirativ organisierte Konzerte können hier kurzfristig vom einen ins andere Bundesland verlegt werden. Wenn das nicht klappt, weicht die Nazi-Szene schon mal ins Elsass aus. Die Polizei hinkt – wenn sie von den Konzerten überhaupt mal etwas mitbekommt – hinterher und ist gelähmt vom Kompetenzgerangel der Länderhoheiten.
Wir - und damit meinen wir die Antifa-Gruppen der Region und darüber hinaus – haben unsere Konsequenzen daraus gezogen.

Wir werden uns nicht auf die so genannte Bekämpfung des Rechtsextremismus von Seiten staatlicher Organe verlassen, die es nicht schaffen, rechten Umtrieben einen Riegel vorzuschieben aber gleichzeitig alles tun, um linken Widerstand gegen Nazis zu diffamieren, einzuschränken, zu verbieten und anzugreifen.
Wir werden auch weiterhin alles dafür tun, um die Nazis an die Öffentlichkeit zu zerren, sie in ihren Wohnumfeldern zu outen und ihre Machenschaften zu thematisieren. Denn Nazis haben ein Gesicht, Namen und Adressen.
Wir werden auch in Zukunft nicht tatenlos zusehen, wie sich Nazis in Stadtteilen breitmachen und dort eine Art politische und kulturelle Hegemonie auf der Straße zu etablieren versuchen.
Wir werden uns nicht von rechten Ladengeschäften, Kneipen oder so genannten Nationalen Zentren die Optik verschandeln lassen.
Wir werden uns auch in Zukunft gegen jegliche Repression gegen antifaschistische Kräfte wenden und für eine bessere, eine antikapitalistische Gesellschaft auf die Straße gehen.

Deutlich und in aller Konsequenz muss es darum heißen:

Keine Läden, keine Kneipen, keine Räume für Nazis!
Organisiert die antifaschistische Selbsthilfe!
Kampf dem Faschismus auf allen Ebenen mit allen Mitteln!
 

AIHD, 17.01.2009