Bereits im vorigen Jahr waren
unter dem Motto „Kein Tag ohne autonomes Zentrum“ am Abend des 4. Oktober
mehrere Hundert Menschen auf die Straße gegangen, um im Rahmen einer
so genannten Nachttanzdemo lautstark auf das Fehlen eines größeren
selbstverwalteten Treffpunkts hier in Heidelberg aufmerksam zu machen.
Diese kraftvolle Demonstration bildete Abschluss und Höhepunkt einer
„Aktionswoche für ein selbstverwaltetes Kulturzentrum“, das sein Domizil
im nach wie vor brach liegenden Bahnbetriebswerk an der Siedlung „Ochsenkopf“
finden sollte. Daraus ist aber nichts geworden!
Im Gegenteil: Alle Bestrebungen,
in eben jenem Bahnbetriebswerk oder sonstwo hier in Heidelberg parteiunabhängigen,
selbstverwalteten, linken Strukturen einen ausreichenden räumlichen
Rahmen zu verleihen, scheitern entweder an den Mehrheiten im von kapitalistischer
Verwertungslogik geprägten Gemeinderat oder am politischen Unwillen
anderer Interessengruppen, die Ansätze von Autonomie und Emanzipation
bereits im Keim ersticken. Umso wichtiger ist es, erneut auf die Straße
zu gehen und offensiv „für linke selbstverwaltete Zentren in Heidelberg
und überall“ zu demonstrieren.
Dabei ist unmissverständlich
klarzustellen, dass dieser von mehreren Soundwägen begleitete „Aufzug“
trotz seiner Namensverwandtschaft nichts mit dem ebenfalls in Heidelberg
ansässigen Veranstaltungsort „Villa Nachttanz“ zu tun hat. Die „Villa
Nachttanz“ ist zwar aus einem ähnlichen öffentlichkeitswirksamen
Konzept heraus entstanden (vor ihrer Eröffnung gab es aus ihrem SympathisantInnenumfeld
heraus „Nachttanzdemos“, die mit der Forderung nach einem durchaus selbstverwalteten,
aber nichtsdestoweniger „entradikalisierten“, AZ-feindlichen Haus an die
Öffentlichkeit getreten waren). Dennoch weist sie letzten Endes keine
Kongruenz zu jenem emanzipatorischen Projekt auf, das hinter der kommenden
Aktion steht und sich eindeutig in die weit ältere Tradition herrschafts-
und repressionsfeindlicher Nachttanzdemos stellt, die bereits an vielen
Orten hier in der BRD oder in Europa stattgefunden haben. Die BetreiberInnen
der „Villa Nachttanz“ unterbinden dort, wo sie ihre unantastbare Meinungshoheit
vermuten, jeden Versuch linker Gruppen, basisdemokratische und am Konsensprinzip
orientierte Entscheidungsfindungsprozesse zur Entfaltung zu bringen. Linksradikale,
über Transparente oder Büchertische transportierte Politikansätze
werden in der Villa per se nicht geduldet; und die einzige Richtung, in
die das öffentliche Kundtun werbender Meinung (Flyer, Broschüren,
Plakate usw.) in der Villa gehen darf, ist parteiförmige, staatstragende
Grünen-Politik.
Das ist auch der Grund dafür,
dass sich die „Villa Nachttanz“ im vorigen Jahr von der ihres Erachtens
„linksradikal“ unterwanderten Nachttanzdemo distanzierte und zu verhindern
versuchte, dass diese „Steinewerfer“ danach die heiligen Hallen ihrer Partylocation
betreten. Davor muss sie dieses Mal keine Angst haben, die Soliparty im
Anschluss an die Demonstration findet ab 22 Uhr im Teufel statt.
AIHD, Oktober 2009