Die Einheitsfrontpolitik der KPD
Nachdem die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) im Jahre 1930 mit ca. sechs Millionen WählerInnen zur zweitstärksten Partei wurde, versuchte die Kommunistische Partei Deutschland (KPD) mit Hilfe einer "Einheitsfront aller Werktätigen" den Nazis entgegenzutreten.
Diese so genannte "Aktionseinheit der Arbeiterklasse" sollte bestehen
aus ArbeiterInnen von KPD und Sozialdemokratischer Partei Deutschlands
(SPD) sowie aus christlich organisierten ArbeiterInnen, GewerkschafterInnen
und Unorganisierten.
Die Antifaschistische Aktion als Einheitsfrontorgan im Kampf gegen
den Hitler-Faschismus
Am 24. Mai 1932 überfielen im Reichstag Mitglieder der Fraktion
der NSDAP kommunistische Abgeordnete.
Am darauf folgenden Tag rief die KPD öffentlich die Antifaschistische
Aktion aus. "Die Antifaschistische Aktion muss durch den organisierten
roten Massenselbstschutz in breitester Einheitsfront den Mordterror des
Hitlerfaschismus brechen." (Zitat nach Antifaschistisches Infoblatt, Nr.
23, S. 41) Ziel war eine einheitliche Bewegung aus ArbeiterInnen, Arbeitslosen,
Beamten, BäuerInnen, HandwerkerInnen und Intellektuellen, die den
immer stärker werdenden Terror der Nazis bekämpfen sollte. Übernommen
wurde dabei die bereits vorhandene Struktur des Kampfbundes gegen den Faschismus
(KGF), der bereits am 28.September 1930 als unmittelbare Reaktion auf die
parlamentarischen Erfolge der NSDAP gegründet worden war. Der KGF
war vor allem eine praktische Initiative zur Organisierung der ArbeiterInnen
in Betrieben und Stadtvierteln.
Die Antifaschistische Aktion wird aktiv
Am 10. Juli erfolgte dann auf dem Reichseinheitskongress in Berlin die Gründung der Antifaschistischen Aktion. Etwa zur gleichen Zeit tauchte auch erstmals das Symbol mit den zwei nach rechts stürmenden roten Fahnen im Kreis auf, das im Original oder in abgewandelter Form noch heute überwiegend von autonomen antifaschistischen Gruppen verwendet wird.
Die praktische Arbeit der Antifaschistischen Aktion gestaltete sich
zu dieser Zeit hauptsächlich darin, den faschistischen Schlägertrupps
der Sturmabteilung (SA) konsequent entgegenzutreten. Die SA hatte nach
der Aufhebung ihres Verbotes im Juni 1932 vermehrt in ArbeiterInnenvierteln
provoziert und musste sich nun mit der Gegenwehr der AntifaschistInnen
auseinandersetzen. So gelang es am 13. Juli 1932 in Wuppertal/Eberfeld
mehreren Zehntausend Menschen einen Auftritt Adolf Hitlers und eine Demonstration
der SA nach einer Kundgebung der Antifaschistischen Aktion zu verhindern.
Am 17. Juli kam es während des Wahlkampfes zur Reichtagswahl (vom
31. Juli 1932) in Hamburg-Altona zu schweren Straßenkämpfen
zwischen der SA und KPD-Mitgliedern, in deren Verlauf die AntifaschistInnen
die SA blutig zurückschlagen konnten - trotz der Bemühungen der
Polizei, den Aufmarsch der Nazis durchzusetzen.
Mitte Oktober veranstaltete die KPD zahlreiche Einheits- und Volkskongresse
- so zum Beispiel am 15. und 16. Oktober in Mannheim und am 23. Oktober
in Weinheim -, die gerade im Ballungsraum Nordbaden und der ArbeiterInnenhochburg
Mannheim die Einheitsfrontpolitik und die Antifaschistische Aktion in die
Reihen der ArbeiterInnenschaft tragen sollten.
Die gescheiterte Verhinderung der Machtübergabe an die NSDAP
Es steht außer Zweifel, dass die zwei ArbeiterInnenparteien KPD und SPD den Kampf gegen den Faschismus wirklich wollten. Gerade die KPD zahlte dafür schließlich den höchsten Blutzoll - auf den Straßen in den 20er und 30er Jahren und nach 1933 in den Konzentrationslagern, Gefängnissen und Folterkellern der Nazis.
Es gelang der KPD jedoch nicht, über ihren eigenen Tellerrand zu blicken und eine flexiblere Einheitsfrontpolitik zusammen mit der SPD zu entwickeln. Die Führung der SPD hatte, ebenso wenig einsichtig, ihren Mitgliedern die Teilnahme an der Antifaschistischen Aktion aufgrund jahrelanger Konflikte mit der KPD verboten.
Die fast schon traditionelle Konkurrenz der beiden großen ArbeiterInnenparteien überwog die Bedeutung des antifaschistischen Kampfes - entgegen der Praxis, in der sozialdemokratische GewerkschafterInnen und KPD-Mitglieder nicht selten gemeinsam gegen den Nazi-Terror kämpften, und entgegen der kleineren sozialistischen Gruppen und Parteien, die bereits vor 1933 KPD und SPD in ihrer gegenseitigen starren Haltung kritisiert hatten.
KPD und SPD standen der Errichtung des nationalsozialistischen Staates mehr oder weniger wehrlos gegenüber. Das "(...) Volksfrontkonzept [hatte] die Machtübernahme der NSDAP (...) nicht verhindern können - weder parlamentarisch noch außerparlamentarisch." (Autonome l.u.p.u.s.-Gruppe, 1994) Der Kampf gegen den Nationalsozialismus vor 1933 war auf ganzer Linie verloren.