Den Heidelberger Druckmaschinen Druck machen!
Sofortige Entschädigung der NS-ZwangsarbeiterInnen!

Noch immer haben die Profiteure des nationalsozialistischen Zwangsarbeitersystems in der deutschen Wirtschaft keinen einzigen Pfennig "Entschädigung" an ihre Opfer gezahlt. Und die werden täglich weniger: Laut dem tschechischen Verband derr ehemaligen ZwangsarbeiterInnen sterben täglich allein in der Tschechei 15 Betroffene. Weltweit dürfte die Zahl in die Hunderte gehen. Den einstigen ArbeitssklavInnen des Nazi-Regimes wurde noch im letzten Sommer von der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft die Auszahlung des ohnehin lächerlich geringen Betrages spätestens für den Herbst 2000 zugesagt.

Dass sich die Auszahlung nun so weit verzögert, dass viele hundert Berechtigte sie niemals erleben werden liegt neben dem beinahe demonstrativen Desinteresse der deutschen Wirtschaft, die zugesagte Summe überhaupt aufzubringen, im Ziel der Stiftungsinitiative selbst begründet: Wie Bundeskanzler Gerhard Schröder schon zu Beginn der Verhandlungen betonte, geht es bei der Initiative nicht um Entschädigung, sondern um den Schutz der Interessen der deutschen Konzerne. So ist auch der arrogant-erpresserische Ton zu erklären, mit dem der Sprecher der Stiftungsinitiative, Wolfgang Gibowski im Interview mit der ‚Süddeutschen Zeitung’ die Opfer der deutschen Wirtschaft abkanzelt: "Erst die Zurückweisung aller Klagen gegen die deutsche Wirtschaft, dann können wir das Geld überweisen".

Eine der Firmen, die trotz Milliardenprofiten nicht bereit sind, sich ihrer Verantwortung für die Entschädigung ihrer ZwangsarbeiterInnen zu stellen, sind die ‚Heidelberger Druckmaschinen’.

Ihre Vorgängerfirma ‚Schnellpresse AG’ hatte bereits 1940 auf ihrem Firmengelände – wo heute der Repräsentationspalast der ‚Print Media Academy’ steht - ein eigenes Lager für französische Kriegsgefangene. Im Juni 1942 stellte die Stadtverwaltung der ‚Schnellpresse AG’ zusätzlich ein Lager mit sowjetischen Kriegsgefangenen in der Schlierbacher Landstraße zur Verfügung. In diesen Lagern mussten Männer und Frauen zu unmenschlichen und entwürdigenden Bedingungen für die ‚Schnellpresse’ Sklavenarbeit leisten.

Die ‚Heidelberger Druckmaschinen’ sehen heute keine Veranlassung, sich als Firma in irgendeiner Form an der Entschädigung der ZwangsarbeiterInnen zu beteiligen. Zur Begründung verweist die Pressestelle der Firma darauf, dass sich der Mutterkonzern RWE ja an der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft beteilige. Tatsächlich taucht in den neueren Listen der beteiligten Firmen ‚Heidelberger Druckmaschinen’ auf. Wie ein Pressesprecher von RWE bestätigte, handelt es sich dabei allerdings nicht um mehr als einen Propaganda-Trick: Mit der Stiftungsinitiative und der Bundesregierung ist vereinbart, dass Firmen mit "besonders sensibler" ZwangsarbeiterInnenvergangenheit in der Liste aufgeführt werden, auch wenn sich nur der Mutterkonzern mit einer Pauschalsumme beteiligt. Es gehe schließlich nur um eine symbolische Geste der deutschen Wirtschaft; wieviel Geld der jeweilige Konzern aus seinen ArbeitssklavInnen herausgepresst hat, sei daher völlig unerheblich.

An Geld mangelt es den ‚Heidelberger Druckmaschinen’ durchaus nicht: Im Juni 2000 verkündete die Firmenleitung stolz die Verdreifachung der Auftragseingänge – das sind insgesamt Aufträge in Höhe von drei Milliarden DM. Im April 2000 weihte die Firma ihr neues Kongresszentrum ‚Print Media Academy’ am Hauptbahnhof ein. Über 80 Millionen DM ließen sich die Heidelberger Druckmaschinen dieses Monstrum aus Chrom und Glas kosten, das allen Ankommenden einen Vorgeschmack auf die tatsächlichen Machtverhältnisse in dieser Stadt gibt. Die Stadtverwaltung ließ sich denn auch nicht lumpen und verlegte eigens für den Firmenpalast Straße und Straßenbahnschienen und stopfte damit der Druckmaschinen-AG weitere 4,5 Millionen DM nur schlecht getarnte Bestechungsgelder in den millionenschweren Rachen.

Das Verbreiten von Informationen über die ZwangsarbeiterInnen-Ausbeutung bei der Druckmaschinen AG ist von der Firmenleitung gar nicht gerne gesehen: Mehrfach wurde versucht, Mitglieder der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD) und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) durch den Einsatz von Werkschutz und Polizei daran zu hindern, die Beschäftigten der Heidelberger Druckmaschinen mit Flugblättern über die ZwangsarbeiterInnen-Entschädigung zu informieren.

Die Stadt Heidelberg trägt in der Frage der ZwangsarbeiterInnen ebenfalls ihren Teil bei zum Schutz der deutschen Wirtschaft und zur Imagerettung des Standorts Deutschland. Vor wenigen Wochen wurde von Stadtverwaltung und Gemeinderat ein Antrag abgebügelt, der vorsah, eine ABM-Stelle zur Aufarbeitung des ZwangsarbeiterInnen-Einsatzes in Heidelberg vorsah. Damit, so die Stadtverwaltung, habe es keine Eile, da die Unterlagen wohlsortiert seien und man in der Lage sei auf eventuelle Anfragen von ZwangsarbeiterInnen zügig zu antworten. Kein Wort davon, dass die Frist für AntragsstellerInnen in Kürze ausläuft, dass viele Berechtigte nicht die Möglichkeit und die Informationen haben, die sie benötigen, um sich an das Stadtarchiv als zuständige Stelle zu wenden.
Das Stadtarchiv hat derweil dringlichere Aufgaben zu erledigen: Die Bevölkerung wird aufgefordert, für ein Forschungsprojekt Informationen zu sammeln, wann und wo im zweiten Weltkrieg von den Aliierten Bomben im Stadtgebiet abgeworfen wurden. Bei den ‚Opfern’ dieser Angriffe handelt es sich ja schließlich auch um Deutsche....

Wir fordern die sofortige Offenlegung sämtlicher Heidelberger Firmenarchive und die unverzügliche und nicht nur symbolische Entlohnung der NS-ZwangsarbeiterInnen

Gegen das Vergessen!
Die Profiteure des Nazi-Regimes zur Verantwortung ziehen!