Faschisten in Heidelberg – war da was?
Wenn man den Ausführungen von PolitikerInnen aller Couleur, der Justiz und der Polizei Glauben schenken will, gibt es in Heidelberg keine Rechtsextremisten. Wenn einschlägige Aktivitäten nicht mehr zu leugnen sind, handelt es sich um vollkommen unpolitische Einzelfälle.
Der Polizeipräsident Heidelbergs, Fuchs, breitete in der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) vom seine Ansicht über den Rechtsextremismus in Heidelberg aus: Nicht jeder, der den Arm zum Hitlergruss erhebe, sei deswegen schon ein Rechter, verkündete Fuchs die Maxime, nach der die Heidelberger Polizei schon seit geraumer Zeit gegen Faschisten verfährt.
Weit weniger Verständnis hat der Heidelberger Polizeipräsident für Menschen, die sich den Nazis konsequent entgegenstellen: Das Gewaltpotential der Autonomen sei enorm, so Fuchs, und erfordere intensive Maßnahmen der Polizei.
Ähnlich sieht es offenbar Oberbürgermeisterin Beate Weber: Während die Stadtverwaltung jedes Jahr wohlwollend zulässt, dass ultranationalistische Studentenverbindungen in der Nacht zum ersten Mai Fackelzüge veranstalten und ‚Deutschland, Deutschland über alles’ grölen, haben AntifaschistInnen, die dagegen protestieren, mit massiver Polizeigewalt zu rechnen.
Der Heidelberger CDU-Bundestagsabgeordnete Karl A. Lamers ist nicht einmal bereit, nach faschistischen Ausschreitungen eine Resolution gegen rechte Gewalt zu unterschreiben. Es steht zu vermuten, dass er Angst hat, sein Wählerpotential zu verschrecken.
Heute gibt es erneut Nazi-Aktivitäten in Heidelberg, bei denen es den Verantwortlichen schwer fallen dürfte, sie einfach zu leugnen:
Die "Europaburschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg" (im folgenden kurz EBA) lädt zu einer Saalveranstaltung im Großraum Heidelberg, zu der das so genannte "Nationale Infotelefon Karlsruhe" (betrieben von der Neonazi-Gruppe Karlsruher Kameradschaft) mobilisierte.

Die Europaburschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg
Bei der EBA handelt es sich nicht nur um eine Studentenverbindung mit rechtem Gedankengut. Die Formierung der EBA ab dem Jahre 1946 geht auf noch bestehende NSDAP-Seilschaften zurück. Seit 1994 verlagerte die EBA den Schwerpunkt ihrer Arbeit nach Heidelberg. Der all zu offene positive Bezug auf die NSDAP machte der Arminia selbst in Nazi-Kreisen keine Freunde, da er als taktisch ungeschickt gewertet wurde, die Heidelberger Gruppe wurde spöttisch als "vergessene Ortsgruppe der NSDAP" bezeichnet.
Beziehungen der EBA gibt es zum gesamten neonazistischen Spektrum, von der Wiking-Jugend über den Witiko-Bund bis hin zum holländischen Vlaams Blok.
Neonazi-Größen wie Frank Rennicke und Manfred Roeder (beide NPD) tragen das Ehrenband der Arminia.
1995 kam es in Heidelberg zum Eklat, als die Polizei einen ‚Farbenabend’ der EB stürmte und kistenweise volksverhetzende Schriften und Nazi-Devotionalien beschlagnahmte. Die anderen Heidelberger Korporationen beeilten sich mit Distanzierungserklärungen.
Die Burschenschaft Frankonia verkündete in einer Presseerklärung: "Zwischen der Deutschen Burschenschaft und dieser ‚Europaburschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg’ gibt es keine Kontakte oder Gemeinsamkeiten". Eine schlichte Lüge: Nur ein Jahr zuvor hatte dieselbe Frankonia gemeinsam mit der EB an einem "Gesamttiroler Freiheitskommers" teilgenommen.
Für die Burschenschaft Normannia dementierte Wolfgang Unold jegliche Kontakte, um kurz danach in einer Gegendarstellung nachzuschieben, das gelte nur für ihn persönlich. Und selbst da log er: In den 90er Jahren war er Pressesprecher der vom EBA-Mitglied Michael Dangel geleiteten rechtsextremen Hochschulgruppe Forum 90).
Im vergangenen Jahr hat die Burschenschaft Normannia offen und in Couleur antisemitische Flugblätter in der Hauptstraße verteilt.

Europaburschenschaft Arminia zum ersten Mal wieder präsent

Der Referent Gerd Zikeli – kein unbeschriebenes Blatt
Am 20. Januar 2001 will die EBA im Großraum Heidelberg eine Saalveranstaltung mit dem Schweitzer Revisionisten Gerd Zikeli durchführen.
Gerd Zikeli, geboren am 10.02,1937, ist Pfarrer und "Alter Herr" der Europaburschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg.
Er stammt aus Siebenbürgen und lebte bis 1981 in der Schweiz. Dort und in Österreich wurde er mit einem Einreiseverbot belegt. Zeitweilig war er einer der zahlreichen "persönlichen Sekretäre" des Altnazis Otto Ernst Remer, der 1944 an der Niederschlagung des Aufstandes gegen Hitler beteiligt war.
Am 21. April 1990 nahm Zikeli am berüchtigten europäischen Revisionistentreffen "Warheit macht frei" im Müncher Löwenbräukeller teil.
Weiter ist Zikeli Autor in den verschiedensten neofaschistischen Blättern wie zum Beispiel "Nation Europa", "Die Bauernschaft" (des verstorbenen Auschwitz-Leugners Thies Christophersen) oder "Der Bismarckdeutsche" (von Otto Ernst Remer).

Das Thema – die rumänischen Faschisten
Die "Eiserne Garde" ist die 1930 gegründeter faschistische Geheimbund unter Führung von Corneliu Zelea Codreanu, der sie aus der bereits bestehenden Legion Erzengel Michael gründete und zu einer Massenorganisation machte.
Die Eiserne Garde hatte seit ihrer Gründung die "physische Vernichtung des gesamten Judentums" zum Ziel. Dieses Ziel verfolgte sie mit unglaublicher Brutalität. Nach dem Bukarester Aufstand brüstete sie sich, Juden massenhaft in den Schlachthäusern an Fleischerhaken aufgehängt zu haben. (zitiert nach dem faschistischen Historiker Ernst Nolte: Die faschistischen Bewegungen. München 1966; S.225)
Nachdem sie 1933 nach dem Mord am rumänischen Ministerpräsidenten verboten wurde, betrieb die Eiserne Garde aus dem Untergrund heraus Vorbereitungen für einen Umsturz. 1940 trat der neue Führer der Eisernen Garde, Horia Sima, in die Regierung von Antonescu ein. Die Bewegung der Eisernen Garde mündete somit direkt in die Terrorherrschaft des Generals Antonescu.
 

Kein Fußbreit den Faschisten!
Burschenschaften abschaffen!

Antifaschistische Initiative Heidelberg, im Frühjahr 2001