In Heidelberg leben etwa 800 Studierende
in den hier vertretenen 34 Korporationen. Das sind etwa 2,4% aller Immatrikulierten
und 5 % aller männlichen Studierenden. Ca. 25 Studentinnen sind Mitglieder
in den drei gemischten Buenden Hercynia, Stauffia und Hasso-Rhenania und
in der Damenverbindung Nausikaa.
1. Schlagende Verbindungen
Unter diesem Oberbegriff werden Verbindungen
aufgeführt, die die Tradition des ‚studentischen Fechtens' pflegen,
wie sie selbst es nennen.
Konkret sieht das so aus, das zwei Männer mit scharf geschliffenen schweren ‚Schlägern' aufeinander einschlagen. Gezielt wird grundsätzlich nur aufs Gesicht, in Fortgeschrittenenkämpfen sind auch Angriffe auf den Hals erlaubt. Anders als beim Sportfechten geht es nicht darum, den Attacken des Gegners möglichst geschickt auszuweichen, im Gegenteil: Es geht darum, auf der Mensur zu stehen "wie eine deutsche Eiche" und um keinen Preis zurückzuzucken.
Die entstandenen Narben (Schmisse) werden nicht selten auch heute noch liebevoll gepflegt und präsentiert.
Obwohl die Mensur zum Austrag von Ehrenhändeln verboten ist, werden von Heidelberger Korporierten immer wieder ‚pro-patria-Partien' (so werden solche Duelle im Verbindungsjargon genannt!) gefochten.
Schlagende Verbindungen sind fast durchweg auf dem rechten Rand des Korporationswesens einzuordnen.
Einige der unter dieser Rubrik aufgeführten Verbindungen sind ‚fakultativ schlagend', d.h. das Fechten wird zwar praktiziert, stellt jedoch kein Kriterium für die Aufnahme in den Bund dar.
1.1 Burschenschaften
Die Burschenschaften sehen ihren Ursprung
in der 1815 in Jena gegründeten ‚Urburschenschaft'. Diese hatte sich
als antifeudalistische Bewegung sowohl dem Kampf gegen die obrigkeitsstaatlichen
Regime der Kleinstaaten als auch der "nationalen Einheit aller Deutschen"
verschrieben. Entgegen der Selbstdarstellung der Burschenschaften in der
Öffentlichkeit wurden die liberalen und demokratischen Ideale jedoch
schon in den ersten beiden Jahrzehnten fast komplett über Bord geworfen,
was frühe Burschenschafter wie Karl Marx und Heinrich Heine bald veranlasste,
diesen Vereinigungen den Rücken zu kehren und vehement vor ihrem Treiben
zu warnen.. Übrig geblieben ist bis heute das vehemente Eintreten
der Burschenschaft für Deutschtum, Vaterland, und ‚nationale Identität.
In den Burschenschaften finden sich denn
auch die deutlichsten Überschneidungen zum rechtsextremen bis neonazistischen
Lager.
1.1.2 Die Deutsche Burschenschaft (DB)
Die DB fordert von ihren Mitgliedern ausdrücklich
den "Einsatz für das deutsche Vaterland", das sie "unabhängig
von staatlichen Grenzen in einem freien und einigen Europa, welches Osteuropa
einschließt", sieht. Deshalb werden nur "Volksdeutsche" aufgenommen,
die den Kriegsdienst nicht verweigert haben.; das Gebiet der ehemaligen
DDR wird durchweg als "Mitteldeutschland" bezeichnet. Das Engagement der
Burschenschafter reicht vom rechten Rand der Grünen (Rezzo Schlauch),
der SPD (F.Farthmann) über CDU (E.Diepgen), Republikanern (Rolf Schlierer)
und FPÖ (Jörg Haider) bis in das Umfeld neonazistischer Terroristen.
Innerhalb des Verbandes ist vor allem
die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG), für rechtsextreme Politik
und Propaganda verantwortlich.
1.1.2.1 Burschenschaft FRANKONIA in der DB
Gegründet: 15.11.1856
Farben: schwarz-rot auf goldenem Grund
Wahlspruch: Einig und treu!
Adresse: Neue Schloßstr. 10-12
Die Burschenschaft Frankonia nahm 1994 mit anderen Verbindungen und neonazistischen Gruppen am ‚Gesamttiroler Freiheitskommers' teil.
1.1.2.2. Burschenschaft NORMANNIA in der DB
Gegründet: 22.1. 1890
Farben: schwarz-rot-gold auf weissem Grund
Wahlspruch: Ehre, Freiheit, Vaterland
Adresse: Kurzer Buckel 7
Die NORMANNIA ist die Studentenverbindung,
die sich am offensten als rechtsextreme Gruppierung nach außen präsentiert.
Sie hatte schon früh als eines der aktivsten Mitglieder der ‚Burschenschaftlichen
Gemeinschaft' (BG) von sich reden gemacht. In den 90er Jahren waren Normannen
an der Versuch beteiligt, eine rechtsextreme Hochschulgruppe mit dem Namen
‚Forum 90' zu etablieren. Sprecher dieser Gruppierung war das Mitglied
der Normannia Wolfgang Unold. Als dieser Versuch, hochschulpolitisch Fuss
zu fassen, mißlang, initiierte Unold nach dem Vorbild anderer Städte
einen ‚Konservativen Gesprächskreis' und warb für diesen allmonatlich
in dem rechtsextremen Periodikum ‚Junge Freiheit'.
1996 ist Unold als Kandidat der Republikaner
bei den Kommunalwahlen zu finden.
Im Jahr 2000 verteilte die Aktivitas der
Normannia in Couleur neonazistische Flugblätter in der Heidelberger
Fussgängerzone, in denen gegen das jüdische Finanzkapital gehetzt
wurde und die der antisemitischen Nazi-Postille Unabhängige Nachrichten
(UN) entnommen waren.
Nachdem das Maiansingen der Korporierten
auf dem Marktplatz seit 1995 von AntifaschistInnen unterbunden wird, versucht
die Normannia alljährlich, statt dessen einen nächtlichen Fackelzug
durchzuführen. (s.a. S. )
1.1.3 Andere Burschenschaften
1.1.3.1 Burschenschaft ALEMANNIA
Gegründet: 7.11.1856
Farben: schwarz-weiss-rot (von unten)
Wahlspruch: Einer für Alle – Alle für Einen! Ehre, Freiheit, Vaterland!
Adresse: Karlstr. 10
In ihrer Chronik verkündet die Alemannia
stolz, schon 1930 vollzählig und in Couleur zu NSDAP-Veranstaltungen
erschienen zu sein.
Gemeinsam mit der Burschenschaft Normannia
gehörte die Alemannia alljährlich zu den Organisatoren des ‚Maiansingens'
der Heidelberger Verbindungen. Der Vorsitzende der rechtspopulistischen
Gemeinderatsliste ‚Die Heidelberger', Wolfgang Lachenauer, stammt aus den
Reihen der Alemannia.
1.1.3.2 Burschenschaft VINETA
Gegründet: 10.7.1979
Farben: hellblau-weiss-schwarz
Wahlspruch: Amico pectus – hosti frontem!
Adresse: Zwingerstr. 10
Die Burschenschaft Vineta gehörte
1992 zu einer Gruppe von Korporationen, die die DB verliessen, weil sie
Probleme mit dem allzu offenen Auftreten der Faschisten in diesem Verband
hatten.
Die Burschenschaft Vineta ist in den letzten
Jahren durch eine ganze Reihe von alkoholisierten Pöbelexzessen aufgefallen.
Aus den eigenen Reihen der Vineta war zu hören, die Charakterisierung
des Verbindungslebens sich auf die Prinzipien ‚Kotzen, Fechten, Pöbeln'
beschränke.
1.2. Die Verbindungen des Coburger Convents
(CC)
Im Coburger Convent sind farbentragende
und schlagende Landsmannschaften und Turnerschaften zusammengeschlossen.
Im Gegensatz zur Deutschen Burschenschaft bezeichnet sich der CC gern als
‚unpolitisch' – seine Toleranz zeigt sich allerdings fast ausschliesslich
in Bezug auf rechte Aktivitäten seiner Mitglieder.
Bei den jährlichen Pfingsttreffen
in Coburg sind immer wieder faschistische Töne zu hören.
1993 bekundete ein betrunkener Korporierter
beim Marktfrühschoppen über die Lautsprecheranlage seine Solidarität
mit den faschistischen Mördern von Solingen. (SZ vom 5.6.93).
Beim selben Treffen lobte der Festredner,
der Geschichtsprofessor Dieter Wiebecke (Landsmannschaft Mecklemburgia-Vorpommern
zu Hamburg) den "ethischen Wert und die beispiellose Hingabe und Opferbereitschaft"
der Nazi-Wehrmacht. "Wie glücklich könnten unsere Regierenden
und wir uns schätzen, wenn der heutigen Generation nur ein bisschen
von diesem Idealismus geblieben wäre", so Wiebecke weiter. Der CC
lehnte es ab, sich von der Rede zu distanzieren.
Eine neue Entwicklung im Coburger Convent
ist die auch von der Verbandsleitung argwöhnisch beobachtete Einrichtung
‚Konservativer Arbeitskreise' im CC, die sich zum Ziel gesetzt haben, den
CC noch weiter nach rechts zu drängen.
1.2.1 Alte Leipziger Landsmannschaft AFRANIA im CC
Gegründet: 27.6.1839
Farben: grün-weiss-gold
Wahlspruch: Ehrenhaftigkeit, Einigkeit, Gemütlichkeit!
Adresse: Schlossberg 55
Die Afrania gehört zum Abonnentenkreis der neurechten Zeitung ‚Junge Freiheit'
1.2.2 Landsmannschaft ZARINGIA (vereinigt mit VANDALIA Breslau) im CC
Gegründet: 19.11.1880
Farben: schwarz-gold grün
Wahlspruch: Amico pectus, hosti frontem!
Adresse: Schloßberg 9
Handschuhsheimer Landstr. 18a
Die Vandalia Breslau vereinigte sich 1983 mit Zaringia weil "schlesisches Erbe und ostdeutsche Tradition bei Zaringia gut aufgehoben" seien.
Die Zaringia hatte ebenfalls ein Abonnement der ‚Jungen Freiheit'.
1.2.3 Landsmannschaft TEUTONIA im CC
Gegründet: 10.7.1979
Farben: gold-weiss-blau
Wahlspruch: In nessecariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!
Adresse: Bremeneckgasse 1
Zu den hochgeehrten alten Herren der Teutonia
gehört der ehemalige ‚Reichsfilmintendant' der Nazis, Fritz Hippler.
Auch in den 90er Jahren war Hippler noch als Autor in Nazi-Zeitungen wie
der ‚Nationalzeitung' vertreten.
1996 kandidierte der Teutone Christian
Bangert im Kommunalwahlkampf für die Republikaner.
Auch die Teutonia gehört zu den Abonnenten
der ‚Jungen Freiheit'.
1.2.4 Turnerschaft RHENOPALATIA im CC
Gegründet: 16.1.1885
Farben: hellblau-weiss-dunkelblau
Wahlspruch: Nunquam retrorsus! Fröhlich Pfalz – Gott erhalt's!
Adresse: Scheffelstr.16
Wie die anderen Heidelberger CC-Verbindungen unterhielt die Rhenopalatia ein Abo der ‚Jungen Freiheit' (JF).
1.2.5 Turnerschaft GHIBELLINIA im CC
Gegründet: 5.11.1886
Farben: moosgrün-weiss-rosa
Wahlspruch: Nunquam incerti, semper aperti!
Adresse: Karlstr.8
JF-Abo (s.o.)
1.3. Corps
Traditionell sehen sich die Corps als
Elite der Korporationen. Beharrten sie gegenüber anderen Verbindungen
früher auf ihrer monarchistischen Einstellung, hat sich ihr politisches
Gedankengut heute dem anderer rechter Studentenverbindungen angenähert.
Übriggeblieben ist das Hochhalten
eines extremen Elitegedankens. Die Corps schotten sich zumeist gründlich
von der Außenwelt ab. So äußerte sich ein Sprecher des
Corps ‚Vandalo-Guestphalia' gegenüber der Studizeitung ‚ruprecht'
(12/93): "Über uns ist nicht viel bekannt und wir wollen auch, dass
das so bleibt.".
1.3.1. KSCV
Die Verbindungen des KSCV gelten selbst
unter den Corps noch als besonders ‚steile' Verbindungen. Gemeint ist damit
ein besonders strenges Reglement beim Fechten, dem systematischen Saufen
und der Unterordnung unter die Verbindungshierarchie.
Die Erziehung zur ‚männlichen Selbstverachtung'
bei den Kneipen der KSCV-Verbindungen ist selbst anderen strammen Heidelberger
Korporierten zu heftig: "Nach dem ersten 2-Liter-Krug rennen die zum Papst
(Kotzbecken), dann wieder zurück und gleich weiter..."(Ruprecht 12/93).
1.3.1.1. Corps SUEVIA im KSCV
Gegründet: 27.3.1810
Farben: weiss-gelb-schwarz
Wahlspruch:Virtute constanti fulget salus!
Adresse: Klingenteichstr.4
1.3.1.2. Corps SAXO-BORUSSIA im KSCV
Gegründet: 16.12.1820
Farben: grün-schwarz auf weissem Grund
Wahlspruch: Virtus sola bonorum corona!
Adresse: Friedrich-Ebert-Anlage 44
Die Saxo-Borussia hat traditionell eine grosse Zahl von Adligen als Mitglieder.
1.3.1.3. Corps RHENANIA im KSCV
Gegründet: 15.1.1849
Farben: blau-weiss-rot
Wahlspruch: Virtuti semper corona!
Adresse: Hauptstr.231
1.3.2 WSC
Der Weinheimer Senioren Convent (WSC)
ist mit dem KSCV durch einen ‚Kartellvertrag' eng verbunden.
Im Gegensatz zum KSCV nimmt der WSC jedoch
auch Studenten auf, die an Technischen, Pädagogischen oder Fachhochschulen
studieren.
1.3.2.1. Corps RHENO-NICARIA im WSC
Gegründet: 22.1.1909
Farben: schwarz-weiss-grün
Wahlspruch: Einig und treu!
Adresse: Mollstr.53 in Mannheim (aber auch in Heidelberg aktiv)
1.3.2.2. Corps Thuringia im WSC
Gegründet: 17.6.1908
Farben: schwarz-karmesinrot-weiss
Wahlspruch: Einig, furchtlos und treu!
Adresse: Hauptstr.244
1.3.3. Andere Corps
1.3.3.1 Corps VANDALO-GUESTPHALIA
Gegründet: 25.7.1950
Farben: gold-grün-gold
Wahlspruch: Eintracht hält Macht!
Adresse: Neue Schlossstr.2
Vandalo-Guestphalia ist seit 1972 eine
nicht schlagende Verbindung.
Trotzdem präsentiert sie sich gern
als Verbindung mit harter Disziplin, auch was das Saufen auf Befehl betrifft.
Ein Mitglied verkündet z.B. stolz "dass die Kneipen der Vandalo-Westfalen
hart sind, dass bei strengem Comment in kurzer Zeit viel getrunken wird
...". (zit. Nach Weiland Bursch' zu Heidelberg, S.234)
Auch die Mitgliederliste der Vandalo-Guestphalia
liest sich wie ein Auszug aus dem deutschen Adelsregister.
1.4. Sonstige (fakultativ) schlagende Verbindungen
1.4.1. Verbindung KARLSRUHENSIA im MR
Gegründet: 10.5.1878
Farben: rot-gold-rot
Wahlspruch: Amicitia et virtus!
Adresse: Friedrich-Ebert-Anlage 52
1.4.1. Verbindung LEONENSIA im MR
Gegründet: 26.6.1871
Farben: blau-gold-rot
Wahlspruch: Furchtlos und treu!
Adresse: Klingentorstr. 10
2. Nichtschlagende Verbindungen mit offen völkischer Ideologie
2.1 Die Deutsche Hochschulgilde ‚Hans
Breuer'
Eine neue Studentenverbindung auf dem
äußersten rechten Rand in Heidelberg ist die Deutsche Hochschulgilde
‚Hans Breuer', organisiert in der Deutschen Gildenschaft (DG).
Die deutsche Gildenschaft ist ein nicht-schlagender
und-farbentragender Verband, der seine Wurzeln in der bürgerlichen
Jugendbewegung zu Beginn des 20.Jhdts. hat (die dem Korporationwesen übrigens
zunächst ausgesprochen feindlich gesinnt war). In ihrer programmatischen
Erklärung von 1992 verlangt die DG die "Wahrung nationaler Identität,
kämpft gegen einen "Mangel an nationalem Empfinden" und fordert eine
"tatkräftige Unterstützung des deutschen Volkstums".
Laut dem ‚Handbuch des deutschen Rechtsextremismus'
"gelingt es der DG, in weite Teile des intelektuellen Rechtsextremismus
zu wirken. Sie agitiert dabei beständig gegen die deutsche Westbindung
und versucht, eine geopolitisch und völkisch begründete Führungsrolle
Deutschlands (...) offenzuhalten. Sie flankiert diese Thesen mit der Historisierung
und Relativierung des Nationalsozialismus." (S.329)
Mitglieder der DG nehmen Führungspositionen
in der ‚Sudetendeutschen Landsmannschaft und im rechtsextremen ‚Witikobund'
ein. Des weiteren verfügen sie über prägendenden Einfluss
in Zeitungen der ‚Neuen Rechten' wie der ‚Jungen Freiheit' oder ‚Criticon'
Um 1998 fing die DHG ‚Hans Breuer' an,
ehemalige Angehörige rechter jugendbewegter Gruppen zunächst
zu unverbindlichen Stammtischen zu versammeln. Ein eigenes Haus besitzt
diese Verbindung nicht, Kontakt lässt sich nur über eine namenlose
e-mail-Adresse herstellen. Auf ihrer Internetseite (seit Ewigkeiten allerdings
nur eine Baustelle) bietet die DHG ‚Hans Breuer' eine Linkseite zu rechten
Ideologieschmieden an.
2.2 Der VDSt Heidelberg
Gegründet:12.1.1883
Farben: schwarz-weiss-rot
Wahlspruch: Mit Gott für Volk und Vaterland!
Adresse: Plöck 68
Wie schon im Kapitel über den studentischen
Antisemitismus ausgeführt, spielten die Vereine Deutscher Studenten
(VDSt) eine führende Rolle bei der Durchsetzung eines aggressiven
Rasseantisemitismus innerhalb der Korporationen und darüber hinaus.
Auch der heidelberger VDSt wurde 1890 mit einer deutlichen antisemitischen
Zielsetzung gegründet
Auch heute noch finden heidelberger VDSt-Sprecher
– in auffällig ähnlichen Formulierungen zu den VDSt's anderer
Städte – lobende Worte für diese Zeit: Es sei doch auch aus heutiger
Sicht positiv zu bewerten, wenn sich Korporationen mit der expliziten Zielsetzung
politischen und sozialen Engagements gründeten. Na dann....
Kein Zufall, dass aus den Reihen des Heidelberger
VDSt auch die erste Ortsgruppe des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes
(NSDStB) entstand.
Das Essighaus – um 1930 VDSt-Kneipe wurde
zugleich SA-Sturmlokal.
Prominentestes Mitglied des Heidelberger
VDSt ist wohl der Reichsstudentenführer G.A.Scheel.
Auch heute noch ist der VDSt in der rechten
Ideologieproduktion aktiv. Typische Veranstaltungen waren z.B. der Vortrag
von Franz Schönhuber 1987 oder ein Symposion unter dem Titel ‚Ostdeutschland
jenseits von Oder und Neisse.
Das Handbuch des deutschen Rechtsextremismus
bescheinigt den VVDSt, "nach wie vor völkisch ausgerichtet" zu sein.
"Völkische Ideologie – auch im VDSt werden Österreicher dem deutschen
Volk subsumiert – und ‚Volkstumsarbeit' zählen noch heute zu den Schwerpunkten
des nach Gauverbänden gegliederten Verbandes".
3. Christliche Verbindungen
Bei den christlichen Verbindungen ist
generell die Bemühung zu konstatieren, sich von all zu eindeutigen
Kontakten ins faschistische Lager zu distanzieren. Dies führt allerdings
keineswegs so weit, dass der freundschaftliche Kontakt zu solchen Verbindungen
abgebrochen würde, die das ganz anders sehen.
Im Gegenteil, im Conventsverband Deutscher
Akademikerverbände wird in trauter Eintracht mit Verbindungen des
äußersten rechten Spektrums zusammengearbeitet.
3.1 Katholische Verbindungen
Die katholischen Verbände stehen
traditionell vor allem dem Spektrum der CDU/CSU nahe und vertreten konservative
bis nationale Positionen.
3.1.2. Kath. Dt. Studentenverbindung ARMINIA im CV
Gegründet: 17.7.1887
Farben: schwarz-weiss-blau
Wahlspruch: Vincit veritas!
Adresse: Klingenteichstr. 21
3.1.3. Kath. Dt. Studentenverbindung FERDINANDEA Prag im CV
Gegründet: 27.3.1886
Farben: schwarz-weiss-orange
Wahlspruch: Fides est vita et scientiarium!
Adresse: Graimbergweg 4
3.1.4. Kath. Studentenverein PALATIA im KV
Gegründet: 4.11.1872
Farben: rot-gold-himmelblau
Wahlspruch: Fides turris nostra
Adresse: Ziegelhäuser Landstr. 43
3.1.5. Kath. Studentenverein RIPUARIA im KV
Gegründet: 10.7.1899
Farben: grün-gold-rot
Wahlspruch: Concordia crescimus!
Adresse: Grosse Mantelgasse 22-24
3.1.6. Wiss. Kath. Studentenverein UNITAS im UV
Gegründet: 10.6.1908
Farben: gold-weiss-blau
Wahlspruch: In nessecariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!
Adresse: Neuenheimer Landstr.42
3.1.7. Wiss. Kath. Studentenverein UNITAS-Kurpfalz
Gegründet: 23.7.1959
Farben: weiss-blau-gold
Wahlspruch: In nessecariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!
Adresse: Neuenheimer Landstr.42
3.2. Andere christliche Verbindungen
3.2.1. Akadem.-theolog. Verbindung WARTBURG im DWV
Gegründet: 15.6.1863
Farben: violett-weiss-grün
Wahlspruch: Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!
Adresse: Untere Neckarstr.21
Die Wartburg lässt auch Frauen auf ihrem Haus wohnen. Liegt im Streit mit grossen Teilen der Altherrenschaft, weil der Bezug auf das ‚Vaterland' aus dem Wahlspruch getilgt wurde.
3.2.2. Schwarzburgverbindung HERCYNIA
Gegründet: 29.11.1852
Farben: blau-rot-gold
Wahlspruch: Licht, Liebe, Leben!
Adresse: Ladenburgerstr.10
Die Hercynia gehört zu den vier heidelberger
Verbindunge, die auch Frauen aufnehmen. Versuchte die Hercynia in der Vergangenheit,
sich als ‚WG-ähnliche' Gruppe darzustellen, waren von ihren Mitgliedern
in den letzten Jahren wieder deutlich nationale Töne zu hören.
Auch ihr Verhältnis zu den anderen heidelberger Korporationen hat
sich verbessert.
4. Sonstige Verbindungen
4.1. Akadem.-musische Vereinigung STAUFFIA im SV
Gegründet: 5.6.1899
Farben: rot-weiss-gold
Wahlspruch: Im Liede stark – deutsch bis ins Mark!
Adresse: Untere Strasse 11
Auch die Stauffia nimmt Frauen auf. Sie distanziert sich in persönlichen Gesrächen von ‚Verbindungen', arbeitet aber in ihrem Dachverband mit den anderen Korporationen zusammen und behält auch ihren ekelerregenden Wahlspruch bei.
4.2. Akadem. Turnverbindung HASSO-RHENANIA im ATB
Gegründet: 11.6.1899
Farben: rot-weiss-grün
Wahlspruch: Hie gut deutsch allewege!
Adresse: Sofienstr.17
Für die Hasso-Rhenania gilt ähnliches was zur Stauffia angemerkt wurde.
4.3. Verbindung RUPERTIA
Gegründet: 23.5.1873
Farben: rot-weiss-rot
Wahlspruch: Nec aspera terrent!
Adresse: Schlossberg 27
4.4. AV NAUSIKAA
Gegründet: 17.6.1987
Farben: rot-gold
Wahlspruch: Vivat Vita!
Ohne eigenes Haus
Die einzige Heidelberger ‚Damenverbindung'. Ist mitnichten eine emanzipatorische Gruppierung, sondern pflegt stramm rechtes Gedankengut und unterhält beste Kontakte zu den rechten Hardliner-Verbindungen.