Studentenverbindungen in Heidelberg

In Heidelberg leben etwa 800 Studierende in den hier vertretenen 34 Korporationen. Das sind etwa 2,4% aller Immatrikulierten und 5 % aller männlichen Studierenden. Ca. 25 Studentinnen sind Mitglieder in den drei gemischten Buenden Hercynia, Stauffia und Hasso-Rhenania und in der Damenverbindung Nausikaa.
 

1. Schlagende Verbindungen
Unter diesem Oberbegriff werden Verbindungen aufgeführt, die die Tradition des ‚studentischen Fechtens' pflegen, wie sie selbst es nennen.

Konkret sieht das so aus, das zwei Männer mit scharf geschliffenen schweren ‚Schlägern' aufeinander einschlagen. Gezielt wird grundsätzlich nur aufs Gesicht, in Fortgeschrittenenkämpfen sind auch Angriffe auf den Hals erlaubt. Anders als beim Sportfechten geht es nicht darum, den Attacken des Gegners möglichst geschickt auszuweichen, im Gegenteil: Es geht darum, auf der Mensur zu stehen "wie eine deutsche Eiche" und um keinen Preis zurückzuzucken.

Die entstandenen Narben (Schmisse) werden nicht selten auch heute noch liebevoll gepflegt und präsentiert.

Obwohl die Mensur zum Austrag von Ehrenhändeln verboten ist, werden von Heidelberger Korporierten immer wieder ‚pro-patria-Partien' (so werden solche Duelle im Verbindungsjargon genannt!) gefochten.

Schlagende Verbindungen sind fast durchweg auf dem rechten Rand des Korporationswesens einzuordnen.

Einige der unter dieser Rubrik aufgeführten Verbindungen sind ‚fakultativ schlagend', d.h. das Fechten wird zwar praktiziert, stellt jedoch kein Kriterium für die Aufnahme in den Bund dar.

1.1 Burschenschaften
Die Burschenschaften sehen ihren Ursprung in der 1815 in Jena gegründeten ‚Urburschenschaft'. Diese hatte sich als antifeudalistische Bewegung sowohl dem Kampf gegen die obrigkeitsstaatlichen Regime der Kleinstaaten als auch der "nationalen Einheit aller Deutschen" verschrieben. Entgegen der Selbstdarstellung der Burschenschaften in der Öffentlichkeit wurden die liberalen und demokratischen Ideale jedoch schon in den ersten beiden Jahrzehnten fast komplett über Bord geworfen, was frühe Burschenschafter wie Karl Marx und Heinrich Heine bald veranlasste, diesen Vereinigungen den Rücken zu kehren und vehement vor ihrem Treiben zu warnen.. Übrig geblieben ist bis heute das vehemente Eintreten der Burschenschaft für Deutschtum, Vaterland, und ‚nationale Identität.
In den Burschenschaften finden sich denn auch die deutlichsten Überschneidungen zum rechtsextremen bis neonazistischen Lager.

1.1.2 Die Deutsche Burschenschaft (DB)
Die DB fordert von ihren Mitgliedern ausdrücklich den "Einsatz für das deutsche Vaterland", das sie "unabhängig von staatlichen Grenzen in einem freien und einigen Europa, welches Osteuropa einschließt", sieht. Deshalb werden nur "Volksdeutsche" aufgenommen, die den Kriegsdienst nicht verweigert haben.; das Gebiet der ehemaligen DDR wird durchweg als "Mitteldeutschland" bezeichnet. Das Engagement der Burschenschafter reicht vom rechten Rand der Grünen (Rezzo Schlauch), der SPD (F.Farthmann) über CDU (E.Diepgen), Republikanern (Rolf Schlierer) und FPÖ (Jörg Haider) bis in das Umfeld neonazistischer Terroristen.
Innerhalb des Verbandes ist vor allem die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG), für rechtsextreme Politik und Propaganda verantwortlich.

1.1.2.1 Burschenschaft FRANKONIA in der DB

Gegründet: 15.11.1856

Farben: schwarz-rot auf goldenem Grund

Wahlspruch: Einig und treu!

Adresse: Neue Schloßstr. 10-12

Die Burschenschaft Frankonia nahm 1994 mit anderen Verbindungen und neonazistischen Gruppen am ‚Gesamttiroler Freiheitskommers' teil.

1.1.2.2. Burschenschaft NORMANNIA in der DB

Gegründet: 22.1. 1890

Farben: schwarz-rot-gold auf weissem Grund

Wahlspruch: Ehre, Freiheit, Vaterland

Adresse: Kurzer Buckel 7

Die NORMANNIA ist die Studentenverbindung, die sich am offensten als rechtsextreme Gruppierung nach außen präsentiert. Sie hatte schon früh als eines der aktivsten Mitglieder der ‚Burschenschaftlichen Gemeinschaft' (BG) von sich reden gemacht. In den 90er Jahren waren Normannen an der Versuch beteiligt, eine rechtsextreme Hochschulgruppe mit dem Namen ‚Forum 90' zu etablieren. Sprecher dieser Gruppierung war das Mitglied der Normannia Wolfgang Unold. Als dieser Versuch, hochschulpolitisch Fuss zu fassen, mißlang, initiierte Unold nach dem Vorbild anderer Städte einen ‚Konservativen Gesprächskreis' und warb für diesen allmonatlich in dem rechtsextremen Periodikum ‚Junge Freiheit'.
1996 ist Unold als Kandidat der Republikaner bei den Kommunalwahlen zu finden.
Im Jahr 2000 verteilte die Aktivitas der Normannia in Couleur neonazistische Flugblätter in der Heidelberger Fussgängerzone, in denen gegen das jüdische Finanzkapital gehetzt wurde und die der antisemitischen Nazi-Postille Unabhängige Nachrichten (UN) entnommen waren.
Nachdem das Maiansingen der Korporierten auf dem Marktplatz seit 1995 von AntifaschistInnen unterbunden wird, versucht die Normannia alljährlich, statt dessen einen nächtlichen Fackelzug durchzuführen. (s.a. S. )
 

1.1.3 Andere Burschenschaften

1.1.3.1 Burschenschaft ALEMANNIA

Gegründet: 7.11.1856

Farben: schwarz-weiss-rot (von unten)

Wahlspruch: Einer für Alle – Alle für Einen! Ehre, Freiheit, Vaterland!

Adresse: Karlstr. 10

In ihrer Chronik verkündet die Alemannia stolz, schon 1930 vollzählig und in Couleur zu NSDAP-Veranstaltungen erschienen zu sein.
Gemeinsam mit der Burschenschaft Normannia gehörte die Alemannia alljährlich zu den Organisatoren des ‚Maiansingens' der Heidelberger Verbindungen. Der Vorsitzende der rechtspopulistischen Gemeinderatsliste ‚Die Heidelberger', Wolfgang Lachenauer, stammt aus den Reihen der Alemannia.

1.1.3.2 Burschenschaft VINETA

Gegründet: 10.7.1979

Farben: hellblau-weiss-schwarz

Wahlspruch: Amico pectus – hosti frontem!

Adresse: Zwingerstr. 10

Die Burschenschaft Vineta gehörte 1992 zu einer Gruppe von Korporationen, die die DB verliessen, weil sie Probleme mit dem allzu offenen Auftreten der Faschisten in diesem Verband hatten.
Die Burschenschaft Vineta ist in den letzten Jahren durch eine ganze Reihe von alkoholisierten Pöbelexzessen aufgefallen. Aus den eigenen Reihen der Vineta war zu hören, die Charakterisierung des Verbindungslebens sich auf die Prinzipien ‚Kotzen, Fechten, Pöbeln' beschränke.

1.2. Die Verbindungen des Coburger Convents (CC)
Im Coburger Convent sind farbentragende und schlagende Landsmannschaften und Turnerschaften zusammengeschlossen. Im Gegensatz zur Deutschen Burschenschaft bezeichnet sich der CC gern als ‚unpolitisch' – seine Toleranz zeigt sich allerdings fast ausschliesslich in Bezug auf rechte Aktivitäten seiner Mitglieder.
Bei den jährlichen Pfingsttreffen in Coburg sind immer wieder faschistische Töne zu hören.
1993 bekundete ein betrunkener Korporierter beim Marktfrühschoppen über die Lautsprecheranlage seine Solidarität mit den faschistischen Mördern von Solingen. (SZ vom 5.6.93).
Beim selben Treffen lobte der Festredner, der Geschichtsprofessor Dieter Wiebecke (Landsmannschaft Mecklemburgia-Vorpommern zu Hamburg) den "ethischen Wert und die beispiellose Hingabe und Opferbereitschaft" der Nazi-Wehrmacht. "Wie glücklich könnten unsere Regierenden und wir uns schätzen, wenn der heutigen Generation nur ein bisschen von diesem Idealismus geblieben wäre", so Wiebecke weiter. Der CC lehnte es ab, sich von der Rede zu distanzieren.
Eine neue Entwicklung im Coburger Convent ist die auch von der Verbandsleitung argwöhnisch beobachtete Einrichtung ‚Konservativer Arbeitskreise' im CC, die sich zum Ziel gesetzt haben, den CC noch weiter nach rechts zu drängen.

1.2.1 Alte Leipziger Landsmannschaft AFRANIA im CC

Gegründet: 27.6.1839

Farben: grün-weiss-gold

Wahlspruch: Ehrenhaftigkeit, Einigkeit, Gemütlichkeit!

Adresse: Schlossberg 55

Die Afrania gehört zum Abonnentenkreis der neurechten Zeitung ‚Junge Freiheit'

1.2.2 Landsmannschaft ZARINGIA (vereinigt mit VANDALIA Breslau) im CC

Gegründet: 19.11.1880

Farben: schwarz-gold grün

Wahlspruch: Amico pectus, hosti frontem!

Adresse: Schloßberg 9

Handschuhsheimer Landstr. 18a

Die Vandalia Breslau vereinigte sich 1983 mit Zaringia weil "schlesisches Erbe und ostdeutsche Tradition bei Zaringia gut aufgehoben" seien.

Die Zaringia hatte ebenfalls ein Abonnement der ‚Jungen Freiheit'.

1.2.3 Landsmannschaft TEUTONIA im CC

Gegründet: 10.7.1979

Farben: gold-weiss-blau

Wahlspruch: In nessecariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!

Adresse: Bremeneckgasse 1

Zu den hochgeehrten alten Herren der Teutonia gehört der ehemalige ‚Reichsfilmintendant' der Nazis, Fritz Hippler. Auch in den 90er Jahren war Hippler noch als Autor in Nazi-Zeitungen wie der ‚Nationalzeitung' vertreten.
1996 kandidierte der Teutone Christian Bangert im Kommunalwahlkampf für die Republikaner.
Auch die Teutonia gehört zu den Abonnenten der ‚Jungen Freiheit'.

1.2.4 Turnerschaft RHENOPALATIA im CC

Gegründet: 16.1.1885

Farben: hellblau-weiss-dunkelblau

Wahlspruch: Nunquam retrorsus! Fröhlich Pfalz – Gott erhalt's!

Adresse: Scheffelstr.16

Wie die anderen Heidelberger CC-Verbindungen unterhielt die Rhenopalatia ein Abo der ‚Jungen Freiheit' (JF).

1.2.5 Turnerschaft GHIBELLINIA im CC

Gegründet: 5.11.1886

Farben: moosgrün-weiss-rosa

Wahlspruch: Nunquam incerti, semper aperti!

Adresse: Karlstr.8

JF-Abo (s.o.)

1.3. Corps
Traditionell sehen sich die Corps als Elite der Korporationen. Beharrten sie gegenüber anderen Verbindungen früher auf ihrer monarchistischen Einstellung, hat sich ihr politisches Gedankengut heute dem anderer rechter Studentenverbindungen angenähert.
Übriggeblieben ist das Hochhalten eines extremen Elitegedankens. Die Corps schotten sich zumeist gründlich von der Außenwelt ab. So äußerte sich ein Sprecher des Corps ‚Vandalo-Guestphalia' gegenüber der Studizeitung ‚ruprecht' (12/93): "Über uns ist nicht viel bekannt und wir wollen auch, dass das so bleibt.".

1.3.1. KSCV
Die Verbindungen des KSCV gelten selbst unter den Corps noch als besonders ‚steile' Verbindungen. Gemeint ist damit ein besonders strenges Reglement beim Fechten, dem systematischen Saufen und der Unterordnung unter die Verbindungshierarchie.
Die Erziehung zur ‚männlichen Selbstverachtung' bei den Kneipen der KSCV-Verbindungen ist selbst anderen strammen Heidelberger Korporierten zu heftig: "Nach dem ersten 2-Liter-Krug rennen die zum Papst (Kotzbecken), dann wieder zurück und gleich weiter..."(Ruprecht 12/93).

1.3.1.1. Corps SUEVIA im KSCV

Gegründet: 27.3.1810

Farben: weiss-gelb-schwarz

Wahlspruch:Virtute constanti fulget salus!

Adresse: Klingenteichstr.4

1.3.1.2. Corps SAXO-BORUSSIA im KSCV

Gegründet: 16.12.1820

Farben: grün-schwarz auf weissem Grund

Wahlspruch: Virtus sola bonorum corona!

Adresse: Friedrich-Ebert-Anlage 44

Die Saxo-Borussia hat traditionell eine grosse Zahl von Adligen als Mitglieder.

1.3.1.3. Corps RHENANIA im KSCV

Gegründet: 15.1.1849

Farben: blau-weiss-rot

Wahlspruch: Virtuti semper corona!

Adresse: Hauptstr.231

1.3.2 WSC
Der Weinheimer Senioren Convent (WSC) ist mit dem KSCV durch einen ‚Kartellvertrag' eng verbunden.
Im Gegensatz zum KSCV nimmt der WSC jedoch auch Studenten auf, die an Technischen, Pädagogischen oder Fachhochschulen studieren.

1.3.2.1. Corps RHENO-NICARIA im WSC

Gegründet: 22.1.1909

Farben: schwarz-weiss-grün

Wahlspruch: Einig und treu!

Adresse: Mollstr.53 in Mannheim (aber auch in Heidelberg aktiv)

1.3.2.2. Corps Thuringia im WSC

Gegründet: 17.6.1908

Farben: schwarz-karmesinrot-weiss

Wahlspruch: Einig, furchtlos und treu!

Adresse: Hauptstr.244

1.3.3. Andere Corps

1.3.3.1 Corps VANDALO-GUESTPHALIA

Gegründet: 25.7.1950

Farben: gold-grün-gold

Wahlspruch: Eintracht hält Macht!

Adresse: Neue Schlossstr.2

Vandalo-Guestphalia ist seit 1972 eine nicht schlagende Verbindung.
Trotzdem präsentiert sie sich gern als Verbindung mit harter Disziplin, auch was das Saufen auf Befehl betrifft. Ein Mitglied verkündet z.B. stolz "dass die Kneipen der Vandalo-Westfalen hart sind, dass bei strengem Comment in kurzer Zeit viel getrunken wird ...". (zit. Nach Weiland Bursch' zu Heidelberg, S.234)
Auch die Mitgliederliste der Vandalo-Guestphalia liest sich wie ein Auszug aus dem deutschen Adelsregister.
 

1.4. Sonstige (fakultativ) schlagende Verbindungen

1.4.1. Verbindung KARLSRUHENSIA im MR

Gegründet: 10.5.1878

Farben: rot-gold-rot

Wahlspruch: Amicitia et virtus!

Adresse: Friedrich-Ebert-Anlage 52

1.4.1. Verbindung LEONENSIA im MR

Gegründet: 26.6.1871

Farben: blau-gold-rot

Wahlspruch: Furchtlos und treu!

Adresse: Klingentorstr. 10
 

2. Nichtschlagende Verbindungen mit offen völkischer Ideologie

2.1 Die Deutsche Hochschulgilde ‚Hans Breuer'
Eine neue Studentenverbindung auf dem äußersten rechten Rand in Heidelberg ist die Deutsche Hochschulgilde ‚Hans Breuer', organisiert in der Deutschen Gildenschaft (DG).
Die deutsche Gildenschaft ist ein nicht-schlagender und-farbentragender Verband, der seine Wurzeln in der bürgerlichen Jugendbewegung zu Beginn des 20.Jhdts. hat (die dem Korporationwesen übrigens zunächst ausgesprochen feindlich gesinnt war). In ihrer programmatischen Erklärung von 1992 verlangt die DG die "Wahrung nationaler Identität, kämpft gegen einen "Mangel an nationalem Empfinden" und fordert eine "tatkräftige Unterstützung des deutschen Volkstums".
Laut dem ‚Handbuch des deutschen Rechtsextremismus' "gelingt es der DG, in weite Teile des intelektuellen Rechtsextremismus zu wirken. Sie agitiert dabei beständig gegen die deutsche Westbindung und versucht, eine geopolitisch und völkisch begründete Führungsrolle Deutschlands (...) offenzuhalten. Sie flankiert diese Thesen mit der Historisierung und Relativierung des Nationalsozialismus." (S.329)
Mitglieder der DG nehmen Führungspositionen in der ‚Sudetendeutschen Landsmannschaft und im rechtsextremen ‚Witikobund' ein. Des weiteren verfügen sie über prägendenden Einfluss in Zeitungen der ‚Neuen Rechten' wie der ‚Jungen Freiheit' oder ‚Criticon'
Um 1998 fing die DHG ‚Hans Breuer' an, ehemalige Angehörige rechter jugendbewegter Gruppen zunächst zu unverbindlichen Stammtischen zu versammeln. Ein eigenes Haus besitzt diese Verbindung nicht, Kontakt lässt sich nur über eine namenlose e-mail-Adresse herstellen. Auf ihrer Internetseite (seit Ewigkeiten allerdings nur eine Baustelle) bietet die DHG ‚Hans Breuer' eine Linkseite zu rechten Ideologieschmieden an.

2.2 Der VDSt Heidelberg

Gegründet:12.1.1883

Farben: schwarz-weiss-rot

Wahlspruch: Mit Gott für Volk und Vaterland!

Adresse: Plöck 68

Wie schon im Kapitel über den studentischen Antisemitismus ausgeführt, spielten die Vereine Deutscher Studenten (VDSt) eine führende Rolle bei der Durchsetzung eines aggressiven Rasseantisemitismus innerhalb der Korporationen und darüber hinaus. Auch der heidelberger VDSt wurde 1890 mit einer deutlichen antisemitischen Zielsetzung gegründet
Auch heute noch finden heidelberger VDSt-Sprecher – in auffällig ähnlichen Formulierungen zu den VDSt's anderer Städte – lobende Worte für diese Zeit: Es sei doch auch aus heutiger Sicht positiv zu bewerten, wenn sich Korporationen mit der expliziten Zielsetzung politischen und sozialen Engagements gründeten. Na dann....
Kein Zufall, dass aus den Reihen des Heidelberger VDSt auch die erste Ortsgruppe des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) entstand.
Das Essighaus – um 1930 VDSt-Kneipe wurde zugleich SA-Sturmlokal.
Prominentestes Mitglied des Heidelberger VDSt ist wohl der Reichsstudentenführer G.A.Scheel.
Auch heute noch ist der VDSt in der rechten Ideologieproduktion aktiv. Typische Veranstaltungen waren z.B. der Vortrag von Franz Schönhuber 1987 oder ein Symposion unter dem Titel ‚Ostdeutschland jenseits von Oder und Neisse.
Das Handbuch des deutschen Rechtsextremismus bescheinigt den VVDSt, "nach wie vor völkisch ausgerichtet" zu sein. "Völkische Ideologie – auch im VDSt werden Österreicher dem deutschen Volk subsumiert – und ‚Volkstumsarbeit' zählen noch heute zu den Schwerpunkten des nach Gauverbänden gegliederten Verbandes".
 

3. Christliche Verbindungen
Bei den christlichen Verbindungen ist generell die Bemühung zu konstatieren, sich von all zu eindeutigen Kontakten ins faschistische Lager zu distanzieren. Dies führt allerdings keineswegs so weit, dass der freundschaftliche Kontakt zu solchen Verbindungen abgebrochen würde, die das ganz anders sehen.
Im Gegenteil, im Conventsverband Deutscher Akademikerverbände wird in trauter Eintracht mit Verbindungen des äußersten rechten Spektrums zusammengearbeitet.

3.1 Katholische Verbindungen
Die katholischen Verbände stehen traditionell vor allem dem Spektrum der CDU/CSU nahe und vertreten konservative bis nationale Positionen.

3.1.2. Kath. Dt. Studentenverbindung ARMINIA im CV

Gegründet: 17.7.1887

Farben: schwarz-weiss-blau

Wahlspruch: Vincit veritas!

Adresse: Klingenteichstr. 21

3.1.3. Kath. Dt. Studentenverbindung FERDINANDEA Prag im CV

Gegründet: 27.3.1886

Farben: schwarz-weiss-orange

Wahlspruch: Fides est vita et scientiarium!

Adresse: Graimbergweg 4

3.1.4. Kath. Studentenverein PALATIA im KV

Gegründet: 4.11.1872

Farben: rot-gold-himmelblau

Wahlspruch: Fides turris nostra

Adresse: Ziegelhäuser Landstr. 43

3.1.5. Kath. Studentenverein RIPUARIA im KV

Gegründet: 10.7.1899

Farben: grün-gold-rot

Wahlspruch: Concordia crescimus!

Adresse: Grosse Mantelgasse 22-24

3.1.6. Wiss. Kath. Studentenverein UNITAS im UV

Gegründet: 10.6.1908

Farben: gold-weiss-blau

Wahlspruch: In nessecariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!

Adresse: Neuenheimer Landstr.42

3.1.7. Wiss. Kath. Studentenverein UNITAS-Kurpfalz

Gegründet: 23.7.1959

Farben: weiss-blau-gold

Wahlspruch: In nessecariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas!

Adresse: Neuenheimer Landstr.42
 

3.2. Andere christliche Verbindungen

3.2.1. Akadem.-theolog. Verbindung WARTBURG im DWV

Gegründet: 15.6.1863

Farben: violett-weiss-grün

Wahlspruch: Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!

Adresse: Untere Neckarstr.21

Die Wartburg lässt auch Frauen auf ihrem Haus wohnen. Liegt im Streit mit grossen Teilen der Altherrenschaft, weil der Bezug auf das ‚Vaterland' aus dem Wahlspruch getilgt wurde.

3.2.2. Schwarzburgverbindung HERCYNIA

Gegründet: 29.11.1852

Farben: blau-rot-gold

Wahlspruch: Licht, Liebe, Leben!

Adresse: Ladenburgerstr.10

Die Hercynia gehört zu den vier heidelberger Verbindunge, die auch Frauen aufnehmen. Versuchte die Hercynia in der Vergangenheit, sich als ‚WG-ähnliche' Gruppe darzustellen, waren von ihren Mitgliedern in den letzten Jahren wieder deutlich nationale Töne zu hören. Auch ihr Verhältnis zu den anderen heidelberger Korporationen hat sich verbessert.
 

4. Sonstige Verbindungen

4.1. Akadem.-musische Vereinigung STAUFFIA im SV

Gegründet: 5.6.1899

Farben: rot-weiss-gold

Wahlspruch: Im Liede stark – deutsch bis ins Mark!

Adresse: Untere Strasse 11

Auch die Stauffia nimmt Frauen auf. Sie distanziert sich in persönlichen Gesrächen von ‚Verbindungen', arbeitet aber in ihrem Dachverband mit den anderen Korporationen zusammen und behält auch ihren ekelerregenden Wahlspruch bei.

4.2. Akadem. Turnverbindung HASSO-RHENANIA im ATB

Gegründet: 11.6.1899

Farben: rot-weiss-grün

Wahlspruch: Hie gut deutsch allewege!

Adresse: Sofienstr.17

Für die Hasso-Rhenania gilt ähnliches was zur Stauffia angemerkt wurde.

4.3. Verbindung RUPERTIA

Gegründet: 23.5.1873

Farben: rot-weiss-rot

Wahlspruch: Nec aspera terrent!

Adresse: Schlossberg 27

4.4. AV NAUSIKAA

Gegründet: 17.6.1987

Farben: rot-gold

Wahlspruch: Vivat Vita!

Ohne eigenes Haus

Die einzige Heidelberger ‚Damenverbindung'. Ist mitnichten eine emanzipatorische Gruppierung, sondern pflegt stramm rechtes Gedankengut und unterhält beste Kontakte zu den rechten Hardliner-Verbindungen.