Deutsche Täter sind keine Opfer!
 
 
Wie jedes Jahr wird mit militärischem Pomp auf dem so genannten "Ehrenfriedhof" der "Opfer von Krieg und Gewalt gedacht". Der Ehrenfriedhof, angelegt für die Gefallenen des ersten Weltkrieges - mit Ausnahme der jüdischen, deren Namen getilgt wurden - und 1934 eingeweiht durch den Nazi-Bürgermeister Carl Neinhaus ist nach dem Krieg zu einer Gedenkstätte für die gestorbenen Wehrmachts- und SS-Angehörigen erweitert worden.

Nazis ehren ihre 'Helden' 1940

Damit werden die Täter des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges mit ihren Opfern in einen Topf geworfen. Neben revanchistischen Vertriebenenverbänden und deutschen und amerikanischen Militärs beteiligt sich in jedem Jahr auch die Stadt Heidelberg an diesem militaristischen Spektakel.
Heldengedenken heute unter der Schirmherrschaft von OB Beate Weber

Mit der Ehrung der Menschen, die der nationalsozialistischen Kriegsmaschinerie Widerstand entgegensetzten, hat die Stadt Heidelberg weitaus größere Probleme:

Nirgends wird der Heidelberger gedacht, die wegen Wehrkraftzersetzung von den Nazis umgebracht wurden: Wer weiß in Heidelberg schon

von Josef Lehn, hingerichtet am 10.12.1943 wegen "Wehrkraftzersetzung";

von Oskar Linge, hingerichtet am 20.3.1944 wegen "Wehrkraftzersetzung";

von dem KPD-Mitglied Ferdinand Thomas, hingerichtet am 20.11.1944 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat";

von den Soldaten Heinrich Schnitzer und Heinrich Aberle, hingerichtet wegen "Fahnenflucht";

von den beiden jungen Soldaten, die noch kurz vor der Befreiung in der Rohrbacherstrasse an Straßenbahnmasten aufgehängt wurden, weil sie nicht mehr weiterkämpfen wollten?

Verständlich, dass sich von offizieller Seite nicht gerne an sie erinnert wird, führt Deutschland doch wieder Krieg gegen ein Land, über das deutsche Soldaten nun schon zum dritten Mal in diesem Jahrhundert hergefallen sind. Und wieder werden gegen HeidelbergerInnen Prozesse geführt wegen "Aufforderung zur Fahnenflucht".
Ebenfalls nirgendwo gedacht wird der ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die ihre Sklavenarbeit für den Nazi-Staat und die deutsche Industrie nicht überlebt haben. Mehr als 350 liegen auf Heidelberger Friedhöfen begraben. Nirgends sind ihre Namen aufgeführt, größtenteils sind sie auch nicht bekannt. Nur eine unverbindliche Tafel besagt, dass hier "ausländische Tote der Kriegsjahre" in Urnengräbern liegen.
Auch hier hat der Unwille, sich zu erinnern, durchaus aktuelle Gründe: Die Heidelberger Firmen, die ihre blutigen Profite aus den ZwangsarbeiterInnen geschlagen haben, sind auch heute noch nicht bereit, den vorenthaltenen Lohn zurückzuzahlen, geschweige denn, irgendeine Form von Wiedergutmachung zu leisten.

Während die wenigen Opfer des NS-Regimes also weiter zu BittstellerInnen und AlmosenempfängerInnen degradiert werden, hat der deutsche Staat mit den Tätern weniger Probleme: Im Ausland lebende ehemalige SS-Leute und Wehrmachtssoldaten haben einen Anspruch auf monatliche Renten nach dem Bundesversorgungsgesetz. Allein in Polen werden von der BRD zur Zeit monatlich 4 Millionen Mark an deutsche Täter überwiesen.

Mit der Gedenkfeier auf dem "Ehrenfriedhof" sollen die Wehrmachtssoldaten, die die Vernichtungspolitik die Nazis gegen Juden, Sinti und Roma erst ermöglichten, ganz "unpolitisch" zu Opfern stilisiert werden.

Gegen jede Relativierung der Wehrmachtsverbrechen!

Schluss mit dem "Heldengedenken" auf dem "Ehrenfriedhof"!