Blutiges Nachspiel einer DemonstrationVermummte Gestalten werfen in Heidelberg schwere Pflastersteine: Fünf verletzte Polizisten
Heidelberg. Was relativ friedlich am Samstag in Heidelberg mit einer Demonstration für das Autonome Zentrum begann, endete in der Nacht mit blutiger Randale. Es flogen Pflastersteine auf Polizeiautos, die Sparkasse und den McDonald’s- Imbiss. Bilanz: fünf verletzte Polizisten und rund 70 000 Mark Schaden. Polizeisprecher Harald Kurzer: „Das ist eine völlig neue Dimension der Auseinandersetzung. So etwas gab es in Heidelberg 30 Jahre nicht mehr.“ Durch Kooperation und Gespräche im Vorfeld sei die Eskalation für die Sicherheitstrupps nicht absehbar gewesen.
Rund 1000 Demonstranten hatten sich gegen 13 Uhr beim Busbahnhof versammelt, um von dort durch die Innenstadt zu ziehen. Das Ziel war zu hören und auf Spruchbändern zu lesen: „Ein Jahr Räumung des Autonomen Zentrums – der Kampf geht weiter.“ Dem genehmigten Protestzug schlossen sich Mitglieder verschiedener linker Gruppen aus anderen Städten an. Der Bundesgrenzschutz registrierte Züge aus Mannheim, Speyer, Offenburg und Saarbrücken, mit denen Sympathisanten angereist waren. Im Vorfeld waren bereits vier Personen aus Schriesheim, Otterstadt, Erlangen und Wüstenrot festgenommen worden, weil sie Waffen trugen. Die Polizei beschlagnahmte ein Messer, eine Schreckschusswaffe, einen Teleskopschlagstock und ein Faustmesser. Ihre Besitzer sind wieder auf freiem Fuß.
Als dann die Demo starten sollte, blockte die Polizei ab. Der Grund: Eine Gruppe von 20 Demonstranten hatte sich in ein schwarzes Transparent gehüllt und noch ein Seil gespannt. Nach Berichten von Zeugen seien die Ordnungshüter forsch vorgegangen. Sie ließen die Protestler aber doch ziehen. Nach der Kundgebung zog Robert Klug für die Antifaschistische Initiative Heidelberg zufrieden Bilanz: „Wir werten die Demonstration als Erfolg und Schritt in die richtige Richtung.“ Anschließend gingen 700 zur Solidaritätsfete ins Marstallgebäude.
Mach Mitternacht dann der Eklat: Unvermittelt wurde ein Polizeifahrzeug von 50 vermummten Gestalten mit Pflastersteinen beworfen. Vier Beamte mussten mit Augen- und Schnittverletzungen zur ambulanten Behandlung in die Klinik. Wenige Minuten später klirrten die Scheiben in einem anderen Streifenwagen, der ebenfalls von Vermummten mit Steinen traktiert wurde. Ein Beamter erlitt eine Platzwunde am Kopf. Auch die Fensterscheiben der Sparkasse und des McDonald’s Lokals in Höhe des Marktplatzes gingen zu Bruch. Auf den Rathauseingang flog ein Brandsatz, der aber erlosch. Sie Täter konnten in der Menge untertauchen- unerkannt. Zurück blieben in den Seitenstraßen ums Rathaus zahlreich Pflastersteine, die wohl als Wurfgeschosse dort deponiert waren.Sigrid Ditsch, MM,14,02.2000