Kommentar

Null Toleranz
Die „Jungen Nationaldemokraten“ haben sich zu früh gefreut. Aus dem Marsch durch Bergheim wurde – trotz Beschluss des Verwaltungsgerichtes – dann doch nichts. Es muss schon frustrierend sein, dumm auf dem Bahnhofsvorplatz in der Kälte herumzustehen und dann auch noch unverrichteter Dinge wieder abziehen zu müssen – in die Flucht geschlagen von engagierten Heidelbergern, die sich resistent erweisen gegen „völkische“, „national-revolutionäre“ Parolen. Man kann es den 1400 jungen Gegendemonstranten nicht hoch genug anrechnen, dass sie sich gegen die Rechten zur Wehr setzten und ihnen zeigten, dass wir zwar in einer weltoffenen und toleranten Stadt leben, unverbesserliche, Intoleranz predigende Extremisten hier aber null Toleranz erwarten dürfen.
Und selbst die Stadtverwaltung hat keine Niederlage erlitten, auch wenn ihr Verbot der NPD-Demo vom Verwaltungsgericht aufgehoben wurde. Es war wichtig, Farbe zu bekennen. Trotzdem gilt es aus dem 27. Oktober auch Lehren zu ziehen: Die IG Metall und das bürgerliche Bündnis sollten ihre Strategie noch einmal überdenken. Auf dem Uni-Platz, weitab vom Geschehen, kann man keine Zeichen setzen. Es hätte ihnen gut angestanden, wenn sie sich mit der „turn left“- Demonstration solidarisiert hätten, Und wer weiß, wenn ein paar Gewerkschafter in der ersten Reihe gestanden hätten, wäre die Lage vielleicht nicht eskaliert, nachdem der Sieg bereits errungen worden war. Die Mannheimer zeigten am 1. Mai, wie man es macht.

Holger Buchwald, RNZ, 29.10.2001