„Soldaten müssen weiter in Kriege ziehen“

Denn die Hoffnung auf Frieden hat sich noch nicht erfüllt, hieß es gestern im Ehrenfriedhof
„Zum Gedenken an die Opfer von Kriegen, Gewalt und Unrecht in aller Welt“ steht nun schon seit vielen Jahren in schlichten Lettern auf dem wuchtigen Gedenkstein im Ehrenfriedhof, um allen Missverständnissen gegenüber diesem Ort zu begegnen.
Und die gleiche Widmung las man auch gestern, am Volkstrauertag, auf der Schleife am Kranz der Stadt Heidelberg, den Erster Bürgermeister Dr. Raban von der Malsburg bei der zentralen Gedenkfeier der Stadt niederlegte.
Nicht „militärischer Pomp“, den ein herumgereichtes Flugblatt der „Antifaschistischen Aktion“ unterstellte, dafür deutliche Worte des Ersten Bürgermeisters zum Anlass des Tages und zum Ort des Gedenkens prägten die Veranstaltung.
Begleitet von Klängen des Forstlichen Jagdhornbläserkorps war zu Beginn wieder der kleine Zug der „Offiziellen“, darunter die Bürgermeister, Abgeordneten, Stadträten, Repräsentanten der Bundeswehr und der Verbündeten sowie des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und des Sozialverbandes VdK den Kranzträgern zum großen Gedenkstein gefolgt.
Hier erinnerte der Erste Bürgermeister an den Beschluss des Deutschen Bundestages vor 50 Jahren, diesen Tag am Ende des Kirchenjahres den Opfern der Kriege zu widmen.
Zugleich blendete der Erste Bürgermeister zurück in die Geschichte dieser Gedenkstätte, deren Errichtung auf einem Beschluss der Stadt von 1931 basiert. Die Toten des Ersten Weltkriegs sollten eine würdige Ruhe- und Gedenkstätte erhalten- und so kam es: 520 russische und deutsche Soldaten wurden hier bestattet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dann musste hier weiterer Platz geschaffen werden, nun für 908 Soldaten aus allen am Krieg beteiligten Nationen. Nach den Worten Raban von
der Malsburgs ist der Ehrenfriedhof heute eine Gedenkstätte des Krieges und des Friedens. Hier danke man auch den Soldaten, die auf Befehl ihres Staates ihr Leben lassen mussten, um Frieden zu schaffen und Recht und Ordnung zu wahren. 50 Jahre danach habe es sich jedoch als historische Illusion erwiesen, dass man den Krieg für immer überwunden glaubte.
So sei es „weiterhin notwendig, dass Soldaten für uns in Kriege ziehen“, um Recht und Freiheit zu schützen. „Wir danken ihnen, dass sie diese schwerste Aufgabe erfüllen, die ein Staat zu vergeben hat“, sagte der Erste Bürgermeister.
 Und er schloss in diesen Dank besonders die Soldaten der NATO und an vorderster Stelle „unsere amerikanischen Freunde“ ein, die dafür gesorgt hätten, dass dem Terrorismus auf dieser Welt kein platz gewehrt wird.
Auch in einigen Stadtteilen fanden gestern Gedenkfeiern zum Volkstrauertag statt, zu denen die Stadtteilvereine aufgerufen hatten. Gleichzeitig gedachte die Spitze der Universität ihrer Toten der beiden Weltkriege mit einer Kranzniederlegung vor der Gedenktafel an der Peterskirche.

Fritz Quoos, RNZ, 18.11.2002