Kommentar

Euch braucht keiner!
Von Ende Oktober 2001, als am Heidelberger Hauptbahnhof ein Häuflein „junger Nationaldemokraten“ für einen kurzen rechten Spuk sorgte, bis heute Morgen kam Heidelberg ganz gut ohne Rechtsextreme, Neonazis und die ganze übrige braune Brut aus. Keiner hat sie vermisst. Keiner braucht sie. Heidelberg kommt mit manchen Dingen gut zurecht, aber Neonazis brauchen wir hier etwa so dringend wie Fußpilz. Darum gibt es hier den Rat: Packt Eure Springerstiefel und verschwindet möglichst schnell wieder. In Heidelberg seid Ihr nicht willkommen.
Wir wissen: Euer geplanter Auftritt einen Tag vor Eurem größten „Feiertag“, Adolfs Geburtstag, soll eine Provokation gegen die Amerikaner sein. Doch: Was wir den Amerikanern zu sagen haben, sagen wir besser selbst. Und überlassen es nicht gern Leuten, die ein krankes Feindbild haben und denken wie Ihr. Wir wollen unsere Kritik und unser Missfallen an der amerikanischen Administration nicht von Typen äußern lassen, die wir sonstwohin wünschen. Hier ist kein Platz für Antisemiten, Antiliberale, Antidemokraten. Und für völkisches Mieftum. Das müsstet Ihr seit dem Oktober 2001 wissen. Damals gingen mindestens 1500 aufrechte Demokraten auf die Straße, weil ihnen eben jenes Mieftum stank. Apropos: Sollte das Heidelberger Rathaus – wie vor kurzem das Freiburger – auf die originelle Idee kommen, kurzfristig ein Springerstiefel- Verbot zu erlassen, wünschen wir Euch, dass die Socken halbwegs frisch sind.

Rolf Kienle, RNZ, 19./20./21.04.2003