Presseerklärung der AIHD
zum versuchten Nazi-Aufmarsch in Heidelberg
am 19.04.2003

Zum dritten Mal nach 1998 (4. Juli) und 2001 (27. Oktober) konnte durch antifaschistische Präsenz gestern verhindert werden, dass Nazis mit ihren menschenverachtenden Parolen durch die Straßen Heidelbergs ziehen.

Nachdem vor mehreren Wochen bekannt geworden war, dass die militant-neonazistische „Karlsruher Kameradschaft“ dazu aufgerufen hatte, „direkt vor der Haustür der Besatzer“ - und damit meinen sie Heidelberg mit all seinen US-amerikanischen Einrichtungen - „gegen die weltweite Unterdrückungspolitik der USA“ demonstrieren zu wollen, begannen Heidelberger AntifaschistInnen damit, zu Gegenaktivitäten zu mobilisieren.
Und das mit Erfolg: Am Morgen des 19.04.2003 kamen im Park bei der Stadtbücherei Heidelberg gegen 11.30 Uhr mehrere Hundert Menschen zusammen, um an der antifaschistischen Kundgebung der AIHD teilzunehmen. Um 12.40 Uhr beendete die Kundgebungsanmelderin die Veranstaltung.

Die meisten der AntifaschistInnen schlossen sich dann dem vom Bismarckplatz kommenden Ostermarsch an, der kurzfristig zu Gunsten des geplanten Nazi-Aufmarsches seine Route geändert hatte. Zusammen zogen dann laut Presseangaben 2000 Menschen gemeinsam zum Hauptbahnhof, um dort die ankommenden Faschisten in Empfang zu nehmen.

Diese Demonstration kam dann Punkt 13.00 Uhr am Hauptbahnhof an, der weiträumig abgeriegelt und von mehreren Hundert PolizistInnen gesichert worden war. Von den Nazis war zu diesem Zeitpunkt nur ein lächerlicher Haufen anwesend (etwa 30). Am Ende waren es maximal 80 Nazis, die sich da - umgeben von starken Polizeikräften - vor dem Hbf. hinter zwei Transparenten tummelten. Ein Transparent trug die Aufschrift: „Den US-Imperialismus mit revolutionärem Nationalismus bekämpfen“. Auch wenn es sehr wenige Nazis waren (die sich noch nicht einmal Gehör verschaffen konnten), so hatte es die Anwesenheitsliste doch in sich:

Anwesend waren u. a. Christian Hehl (Neonazi-Führer aus LU), Horst Mahler (NPD-Anwalt und jetzt eher Kameradschaftler), Christian Worch (seit Jahrzehnten einer der „renommiertesten“ Neonazi-Führer der BRD), René Rodriguez-Teufer (Bergstraßen-Nazi-Führer) und Helmut Braun (seit Jahrzehnten ortsansässiger Nazi-Kader). Außerdem ließen sich die „Kameradschaft Karlsruhe“ und die „Kameradschaft Horst Wessel Saarlautern“, die in letzter Zeit bundesweite Präsenz zeigte, blicken.

Weil zu viele AntifaschistInnen anwesend waren und es keine Chance gab, die Nazis an ihnen vorbeizuschleusen, gaben sie um 15.40 Uhr ihr Vorhaben auf, doch noch eine Demo durchzuführen (was eigentlich verwaltungsgerichtlich genehmigt worden war), und ließen sich um 16 Uhr vom BGS zum Zug in Richtung Landau begleiten.

Auch wenn wir den Verlauf des Tages insgesamt als vollen Erfolg werten können und es trotz massiver Personenkontrollen erfreulicherweise keine Festnahmen von AntifaschistInnen gab, so bleibt doch Einiges kritisch anzumerken.
Hatten schon 2001 die bürgerlichen Kräfte von den Gewerkschaften über Parteien bis hin zu den Kirchen ihre Gefolgschaft dazu aufgerufen, sich nach ihrer Kundgebung am anderen Ende der Stadt nach Hause zu begeben, so glänzten sie diesmal durch vollständige Abwesenheit. Auch im Vorfeld hatten sie keinerlei Stellungnahmen abgegeben, geschweige denn zu einer eigenen Gegenveranstaltung mobilisiert.
Umso bedenklicher ist es, dass in der Öffentlichkeit das Bild erzeugt wird, gegen „rechtes Mieftum“ (RNZ) würden in Heidelberg ausschließlich „aufrechte Demokraten“ auf die Straße gehen. Unter dieses Label werden wir AntifaschistInnen nur dann subsumiert, wenn wir für die Stadt Heidelberg die Kastanien aus dem Feuer holen und ihr dadurch ersparen, in die ungeschminkte Fratze ihrer eigenen kapitalistischen Gesellschaftsordnung blicken zu müssen.

Auch weiterhin gilt:
Kein Platz für Nazis in Heidelberg und anderswo!
Gegen Krieg und Faschismus!

Heidelberg, den 20.04.2003