Selbstverständnis des Autonomen Zentrum Heidelberg
Selbstverständlichkeiten im Autonomen Zentrum Heidelberg (AZ) ,
die sich als Unterscheidungsmerkmale zu anderen
Veranstaltungsorten / Jugendhäusern / Treffpunkten herauskristallisieren lassen:
- Das dauerhaft bestehende, fest lokalisierbare AZ, in dem es mehrere größere Veranstaltungsräume für Discos, Theateraufführungen, Informationsveranstaltungen und Möglichkeiten zum Kochen (für Volksküchen usw.) gab, war selbstverwaltet und bot somit allen darin Engagierten (und nicht nur Jugendlichen!) den größtmöglichen Aktionsradius zur eigenbestimmten Lebensgestaltung. (Von der Stadt gestellte und damit von ihr kontrollierte SozialarbeiterInnen existierten nicht.) (Selbstverwaltungsanspruch)
- Das "überschüssige" Geld von den im AZ gemachten Einnahmen (v. a. bei Discos und Konzerten) floss nicht in private Taschen; keineR der im AZ ("ehrenamtlich") Beteiligten wurde für die dort anfallenden Tätigkeiten aus den AZ-eigenen Erlösen bezahlt (Vermeidung monetärer Hierarchien); über den bei Veranstaltungen jedweder Art erwirtschafteten "Gewinn" sicherte sich das AZ seine eigene politische, kulturelle und handwerkliche Handlungsfähigkeit und konnte gleichzeitig politischen, kulturellen und/oder handwerklichen Gruppen, die im AZ eigenverantwortlich (Groß-)Veranstaltungen organisiert und durchgeführt hatten, finanzielle Solidaritätsbeträge für deren Projekte zukommen lassen; trotzdem wurden im AZ die Preise so gestaltet, dass unterprivilegierten, marginalisierten Gesellschaftsschichten der Zugang erleichtert war. (Antikapitalistischer Anspruch)
- Im AZ wurde - entlang antifaschistischer, antisexistischer, antinationalistischer, antirassistischer Inhalte - parteiunabhängige, link(sradikal)e, (system)antagonistische Politik und Kultur betrieben (auch durch eine permanente Auseinandersetzung mit den gesellschaftsstrukturell wirkenden Unterdrückungsverhältnissen); das AZ konnte als solches mit politischen Inhalten nach außen treten, oder die Gruppen, Organisationen, die sich im AZ trafen, vertraten - von diesem zentralen Ort ausgehend - eine bestimmte, auch öffentlich wahrnehmbare politische Richtung. (Unabhängigkeitsanspruch)
- An den im AZ zum Tragen kommenden Entscheidungsfindungsprozessen konnten alle daran Beteiligten partizipieren (Konsensprinzip); eine regelmäßig (am Mittwoch) stattfindende Vollversammlung (VV) stand zu diesem Zweck prinzipiell allen offen, die sich zur freien Entfaltung ihrer (politischen, kulturellen, handwerklichen) Fähigkeiten so engagieren wollten, dass ihre Arbeit konstruktiv im bestehenden AZ-Kollektiv "aufgehen" konnte [permanentes Sabotageverhalten führte mittelfristig zu einem Entzug der Basis für Zusammenarbeit]. (Herrschaftsfreiheitsanspruch)
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Die Vollversammlung des (formal vom amtlich registrierten Verein Gegendruck
getragenen) Autonomen Zentrums Heidelberg begriff sich als politisches
Kollektiv, das es durch die hauptsächlich von ihr organisierte und
über sie koordinierte Aufrechterhaltung des Gebäudebetriebs in
der Alten Bergheimerstraße 7a ermöglichte, die (permanent bedrohte)
Existenz einer großen Anzahl link(sradikal)er Gruppen in Heidelberg und
Umgebung (finanziell) zu sichern oder zumindest zu unterstützen; im AZ
wurden daher Räume zur Verfügung gestellt, in denen sich ein Teil
eben dieser Gruppen zur Entwicklung gesellschaftsverändernder Inhalte und
Ziele frei und unentgeltlich treffen konnten.
(Interaktionsanspruch)
(Positionspapier des Mittwochsplenums, Herbst 1998)